Geisternetze, Fischfallen, alte Leinen – das alles landet immer wieder im Meer. Laut einer neuen Studie von Greenpeace kommt rund zehn Prozent des Mülls in den Ozeanen vom Fischfang. Weltweit ist das ein großes Problem.
Der Tiefseeberg Vema im Südostatlantik – etwa 1000 Kilometer westlich von der Küste Südafrikas ragt der Berg aus tausenden Metern Tiefe bis knapp unter die Wasseroberfläche. Vor Ort ist momentan Thilo Maack. Er ist Meeresbiologe und Taucher. Mit der "Arctic Sunrise" – dem Forschungsschiff von Greenpeace, erkundet der Forscher derzeit das Gebiet. Täglich treiben Unmengen an Plastikmüll an ihnen vorbei, erzählt er.
"Immer wieder treibt Plastikmüll an uns vorbei: Das sind Styroporboxen, Coca-Cola-Kästen und abgerissene Bojen. Und bei den Tauchgängen haben wir immer wieder altes Fischereiplastik gefunden, das seit Jahren oder Jahrzehnten da rumliegt."
Fischfangausrüstung ist laut Greenpeace "die tödlichste Art" von Plastikmüll. Rund zehn Prozent des Plastikmülls in den Ozeanen stammt vom Fischfang. Jedes Jahr würden etwa 640.000 Tonnen in den Weltmeeren zurückgelassen werden, kritisieren die Umweltschützer in einem am Mittwoch (6.11.2019) veröffentlichten Bericht. Thilo Maack spricht von einer "konservativen Schätzung."
"Zehn Prozent des jährlich anfallenden Plastiks im Meer stammt aus der Fischerei. Das sind nicht weniger als 640.000 Tonnen jährlich und das ist eine konservative Schätzung."
Fischerei-Müll weltweites Problem
Oft passiere das nicht unbedingt aus Böswilligkeit, sagt der Forscher. Aber vielfach würden alte oder kaputte Netze im Meer entsorgt werden. Dem Bericht zufolge landen etwa 6 Prozent aller genutzten Netze, 9 Prozent aller Fallen und 29 Prozent aller Langleinen als Müll im Meer.
Ein Problem auf das die Regierungen der Welt sofort reagieren müssten, fordert Greenpeace. Sie müssten handeln und "die zu wenig regulierte Fischereiindustrie wegen ihres gefährlichen Mülls zur Verantwortung ziehen." Denn zum einen würden über Jahrzehnte hinweg Meerestiere getötet oder verstümmelt werden. Zum anderen sei die Haltbarkeit von Plastik ein großes Problem.
"Bei Plastik ist die Haltbarkeit das Problem. Das ist gut für den Fischer, die Netze gehen nicht so schnell kaputt. Schlecht aber für die Meeresnatur, weil das Plastik biologisch so gut wie gar nicht abgebaut wird."
Greenpeace fordert Meeresschutzgebiete
Um die Verschmutzung der Meere zu stoppen, sollte Fischereigerät nur noch aus biologisch abbaubaren Materialien hergestellt werden, sagt Thilo Maack. Hanf hätte sich über Jahrhunderte bewährt – auch wenn die Haltbarkeit geringer sei als bei Plastik. Ein Pfandsystem könnte auch ein Lösungsansatz sein. Dadurch würde ein Anreiz für Fischer geschaffen werden, alte Netze zurückzugeben. Das alles würde zum Umweltschutz beitragen, unsere Meere retten könnten aber nur Meeresschutzgebiete, sagt der Greenpeace-Meeresbiologe.
"In Meeresschutzgebieten würde sich die Natur selber überlassen bleiben. Das ist was wir brauchen. Unsere Vision ist, dass 30 Prozent der Meere bis spätestens 2030 streng geschützt werden."
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