Die Krise sei längst nicht überwunden, berichtet unser Korrespondent Thomas Bormann aus Griechenland. In der Innenstadt Athens wirke das Leben normal, alle Läden hätten geöffnet und die Menschen säßen in den Straßencafés. Abseits des Rummels in den Seitenstraßen würden aber immer noch viele Geschäfte leer stehen.
Eines der größten Probleme, mit denen die Griechen zu kämpfen haben, ist die hohe Arbeitslosigkeit; 26 Prozent der Griechen finden keinen Job. Arbeitslose Griechen erhalten maximal ein oder zwei Jahre Arbeitslosenhilfe, sagt Thomas Bormann. Danach gäbe es keine weiteren Sozialleistungen.
"Zwar ist Griechenland jetzt in der Talsohle der Wirtschaftskrise, aber es ist eben jetzt ganz unten. Deshalb geht es jetzt immer noch vielen Griechen schlecht."
Innerhalb der Familien versuchten die Menschen sich gegenseitig zu unterstützen. "Und wer etwas übrig hat", sagt Thomas Bormann, "der spendet das der Kirche." Die Kirchen würden Suppenküchen anbieten, wo sich häufig lange Schlange bildeten. Ein Pfarrer berichtet unserem Korrespondenten, "dass in ganz Griechenland jeden Tag 250.000 Menschen ihr Mittagessen kostenlos in der Kirchengemeinde bekommen".
Viele Menschen leben in Armut
Die hohe Arbeitslosigkeit bringt aber auch das Gesundheitssystem ins Wanken. "Wer keine Beiträge bezahlt, fliegt raus aus der Krankenkasse", sagt Thomas Bormann. Viele Arbeitslose hätten deshalb ihren Krankenschutz verloren, weil sie keine Beiträge mehr zahlen konnten. Sie können nicht mehr zum Arzt gehen und erhalten keine Medikamente.
Einige Ärzte behandelten nach Feierabend ehrenamtlich Menschen ohne Versicherungsschutz, erzählt Thomas Bormann. Erst vor Kurzem hat die griechische Regierung beschlossen, dass künftig auch Arbeitslose, die keine Beiträge bezahlen können, krankenversichert bleiben. Allerdings seien die Wartezeiten für eine medizinische Behandlung sehr lange. Bis zu fünf Monate könne es laut Thomas Bormann dauern, bis ein Patient behandelt wird.
Gespaltene Gesllschaft
Mehr als die Hälfte der Griechen glaube nicht daran, dass sich ihre Lage verbessern könnte, berichtet Thomas Bormann. Das seien dann auch die Menschen, die bei Wahlen die oppositionelle Linkspartei wählen. Die restlichen 40 bis 45 Prozent der Bevölkerung hoffen auf eine Wende.
"Aber das ist so ein zäher, langsamer Kampf, die griechische Wirtschaft auf Vordermann zu bringen, das dauert so lange, dass viele eben nach wie vor arbeitslos sein werden."
Viele junge und gut ausgebildete Griechen sehen in ihrer Heimat keine Perspektive und wandern aus. Doch immer mehr aus der jüngeren Generation würden sich gegen diesen Trend stellen, erklärt Thomas Bormann. Ein junger Grieche berichtet Thomas Bormann, wie er die griechische Weintradition mit Tourismus kombiniert und jetzt Reisen für Weinkenner anbietet.
"Das wichtigste Konjunkturprogramm, das wir Deutschen machen können, ist tatsächlich hierhin in Urlaub zu fahren."
Dieses Jahr seien so viele Touristen wie nie zuvor nach Griechenland gereist. Insgesamt hätten 21 Millionen Menschen in Griechenland Urlaub gemacht - bei einer Bevölkerung von insgesamt 11 Millionen. Und allein aus Deutschland seien dieses Jahr 2,5 Millionen nach Griechenland gefahren, sagt Thomas Bormann.
Mehr zu Griechenland im Netz:
- In Griechenland kann es nur besser werden | Die Deutsche Welle berichtet von der schwierigen Lage für die Bevölkerung.
- Greek youngsters hardest hit by child poverty, UNICEF finds | Mehr als 40 Prozent der Kinder in Griechenland leben in Armut.
- Griechenland schlägt Deutschland | Das Handelsblatt vergleicht den wirtschaftlichen Aufschwung in der Euro-Zone.