Zum Thema Griechenland dreht sich alles um Politik und Diplomatie. Über die Menschen spricht kaum jemand. Unser Reporter Panajotis Gavrilis war in Athen.
Ein alter Mann verkauft Kirschen, ein anderer will seine Lottoscheine loswerden. Dazwischen kniet eine Obdachlose. Wie Ameisen strömen aus allen Richtungen Berufspendler an ihr vorbei zur Metrostation. Der Omonia-Platz ist in Athen einer der bekanntesten Orte. Für die meisten ist er einer auch der hässlichsten.
"Es passt zum Omonia-Betrieb, dass bunt gekleidete Marketinghostessen von Mobilfunkunternehmen den syrischen Flüchtlingen Handykarten anbieten."
Mit "Welcome to Greece" begrüßt ein absurd riesiges Plakat die Leute, es hängt an einem Kaufhaus. Von der einst teuren Vorzeigegegend mit Springbrunnen ist heute nichts mehr übrig geblieben. Es ist ein zubetonierter hässlicher Fleck mit vielen leer stehenden Häusern im Zentrum Athens.
Einen Sockenhändler auf dem Omonia-Platz hat DRadio-Wissen-Autor Panajotis Gavrilis in eine Nebenstraße geführt: "Frauen bieten ihre Dienste an, direkt vor der Polizeiwache." Sie sind abgemagert, tragen Schlabberpulli und zerrissene Jeans: Die Armut zwingt sie auf die Straße. "Die Prostituierten müssen manchen von den Polizisten von ihrem Geld abgeben", berichtet der 53-jährige Sockenhändler. Er hat sich an das Bild gewöhnt. Das korrupte System dahinter regt ihn aber auf.
Wenige Minuten vom Parlament entfernt
Eine Rentnerin, die gefälschte Trikots, Markenschuhe und Taschen verkauft, meint: "Ich weiß nicht, warum niemand etwas tut. Tsipras haben wir auch gewählt. Er hat aber gerade Wichtigeres zu tun, als sich um diesen Fleck hier zu kümmern." Für sie ist klar: Der Omonia-Platz ist der Inbegriff für alles, was momentan in Griechenland falsch läuft.
"Wer zum Omonia-Platz in Athen kommt, kriegt einen ziemlich ehrlichen Eindruck davon, wie es den meisten in Griechenland geht."