Weil bei der Grippeimpfung in dieser Saison der auslösende Erregerstamm nicht berücksichtigt wurde, ist Nachimpfen angesagt. Ob das sinnvoll ist und wie wir generell die Grippe vermeiden können, erklärt Notfallmediziner Johannes Wimmer.

Es gibt verschiedene Grippestämme, zwei A- und zwei B-Stämme. Bei der obligatorischen Dreifachimpfung sind die beiden A-Stämme immer enthalten - von den B-Stämmen nur einer. Laut Prognosen für 2018 der Falsche. Das heißt, nur Menschen die eine Vierfachimpfung hatten, haben sicheren Grippeschutz. Die anderen können aber nachimpfen.

Wer schon geimpft ist, kann einfach nachimpfen: "Das bringt auf jeden Fall was, allerdings solange ich nicht schon erkrankt bin. Und es dauert zwei Wochen", erklärt Johannes Wimmer. 

"Es ist erstaunlich, ich habe noch gar nicht so viel von der Grippe mitbekommen. Viele Kinderärzte auch nicht. Vielleicht kommt es jetzt noch mit voller Wucht."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Die Nachimpfung bleibt eine Vorsorge. Sie ist so harmlos wie die andere auch, so der Experte. Ob es jetzt genügend Impfstoff des benötigten Stammes gibt, weiß er nicht. Er gibt aber zu bedenken, wer überhaupt einen Grippeschutz braucht. Die Vierfachimpfungen machen Sinn für alle, die besonders gefährdet sind, zum Beispiel das Personal im Krankenhaus.

"Das Krankenhauspersonal muss durchgeimpft sein, damit die nicht zwei Tage nach dem ersten Grippepatienten selbst darniederliegen."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner

Die Pharmafirmen wählen für die Dreifachimpfung aus, welcher Stamm weggelassen wird. "Das ist eine Berechnung", erklärt Johannes Wimmer. Da die Viren sich weiterentwickeln, wird abgeschätzt, in welche Richtung sie sich weiterentwickeln - "wie eine Wettervorhersage. Da kann man auch mal falsch liegen."

"Wenn man irgendwas angefasst hat, in der U-Bahn oder im Hörsaal, danach in der Nase bohrt oder sich an die Lippe fasst, überträgt man die Viren. Das machen wir alle sehr, sehr häufig unbewusst."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner aus Hamburg

Wenn es von allen Seiten rotzt und schnieft, sollten wir in Deckung gehen. Außerdem empfiehlt der Fachmann immer wieder Händewaschen und nicht mit den Händen ins Gesicht fassen. Den der Weg der Viren ist folgender: von der Hand ins Gesicht an die Schleimhäute.

"Der beste Schutz ist gut eingecremte Hände - das heißt keine Risse in den Händen - und dann eben immer wieder reinigen, auch wenn das belächelt wird. Das muss man schon konsequent machen."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner aus Hamburg

Vierfachimpfung von der Kasse

Ob die Krankenversicherung die Vierfachimpfung bezahlt, hängt von den Versicherungen ab. "Jede Versicherung hat ihre Budgets, ihre Vorstellungen und Tarife", weiß Johannes Wimmer. Bei Risikogruppen ist das für die Krankenkassen natürlich blöd, wenn die krank werden und zuhause bleiben müssen - daher wird dort ein Vierfachschutz bezahlt. 

Die Krankenkassen müssen ziemlich gut kalkulieren, weil eine Grippewelle auch mal große Teile Deutschlands lahmlegen kann - und das ist dann eben auch ein ziemlicher wirtschaftlicher Schaden.

"Der finanzielle Unterschied zwischen Dreifach- und Vierfachimpfung ist nicht unerheblich. Es kann aber auch sein, dass sich das alles ändert, weil so viele Menschen erkranken und der Vierfachimpfschutz für alle angeboten werden muss."
Johannes Wimmer, Notfallmediziner aus Hamburg

Mehr zum Thema:

Shownotes
Unwirksame Grippeimpfung für 2018
Finger aus der Nase, weniger Grippe
vom 27. Januar 2018
Moderator: 
Ralph Günther
Gesprächspartner: 
Johannes Wimmer, Mediziner und Notarzt