Auf dem japanischen Fischmarkt wird traditionell sehr viel Geld für den ersten Thun des Jahres auf den Tisch gelegt. Dabei ist es immer schwieriger, die wertvollen Speisefische zu fangen - und auch die Zucht der Tiere ist kompliziert.
Ein japanischer Restaurantbesitzer hat einen Thunfisch ersteigert und dafür umgerechnet rund 600.000 Euro auf den Tisch gelegt. Was seltsam klingt, ist in Japan nicht ungewöhnlich, denn das Tier ging bei der traditionellen Neujahrversteigerung auf dem Tokioter Fischmarkt Tsukiji über die Theke. Den Zuschlag erhielt Kiyoshi Kimura, Chef der japanischen Sushi-Kette Zanmai. 2013 hatte Kimura ebenfalls das Rennen gemacht. Damals wurden sogar 1,3 Millionen Euro fällig.
Sollte der Sushi-Händler sein Investment an seine Kunden weitergeben, würde eine Portion Sushi rund 81 Euro kosten, rechnet die Nachrichtenagentur AFP vor. Kunden sollten sich aber keine Sorgen machen - Kimura dürfte mit dem teuren Fisch eher für seine Restaurantkette werben.
Beim dem Tier handelt es sich um einen Roten Thun - auch Nordatlantischer Thun oder Blauflossen-Thunfisch genannt. Und hier bekommt die Geschichte einen bitteren Beigeschmack. Die Art ist massiv überfischt und gehört zu den am stärksten gefährdeten Thunfischarten, sagt Matthias Schaber vom Thünen-Institut für Seefischerei.
Körpertemperatur auch in kaltem Wasser konstant
Grundsätzlich kommt der Rote Thun in vielen Teilen des Atlantiks nördlich des Äquators vor. Außerdem im Mittelmeer, im Golf von Mexiko und der Karibik. Der Fisch ist sehr anpassungsfähig, weil er viel besser als andere Arten seine Körpertemperatur halten kann, selbst wenn er sich bis vor die norwegische Küste vorwagt.
Trotzdem ist der Rote Thun in vielen Teilen der Welt selten geworden. Im Mittelmeer und in östlichen Teilen des Atlantiks sollen heute nur noch sechs Prozent der ursprünglichen Population leben. Zwar bemüht sich die Europäische Union, die Tiere im Atlantik besser zu schützen, Umweltschutzorganisationen gehen diese Schritte aber nicht weit genug.
Nicht einfach zu züchten
Mittlerweile wird versucht, das seltene Tier in Aquafarmen zu züchten. Allerdings ist das beim Roten Thun nicht ganz einfach. Der Grund: Das Tier pflanzt sich in der Regel in Gefangenschaft nicht fort. Für die sogenannten Thunfischfarmen werden die Thunfische lebend gefangen und dann gemästet. Artgerecht ist das auf jeden Fall nicht: Jenseits von Thunfischfarmen schießt er mit seinem spindelförmigen Körper mit bis zu 80 Stundenkilometern durchs Meer und legt jedes Jahr mehrere Tausend Kilometer zurück.
Der Rote Thun kann bis zu viereinhalb Meter lang und über 600 Kilogramm schwer werden.

Kompliziert ist auch, aus Eiern Thunfische heranzuzüchten, wie die "Zeit" schon vor einiger Zeit berichtet hat. Die Überlebensrate der Jungtiere liegt viel niedriger als bei anderen Fischarten. Und noch problematischer ist es Thunfische auf hoher See zu fangen. Weil bei der Jagd nach dem Tier auch Meeresschildkröten oder Delfine ins Netz gehen.
All das wird gemacht, um an das rote Muskelfleisch des Thunfischs zu gelangen, das als Sushi von Japan aus die Welt erobert hat. Wichtig ist aber auch: Wer Thunfisch im Supermarkt kauft oder ihn auf seiner Pizza isst, kann zumindest sicher sein, dass er keinen Roten Thun verspeist.
Auf Fang per Angelrute achten
Im Normalfall werden hier Bonitos oder Skipjacks verarbeitet, erklärt Matthias Schaber vom Thünen-Institut für Seefischerei. Eine Thunfischart, die - zumindest in bestimmten Regionen - nicht gefährdet ist. Hier geht es darum, wie er gefischt wurde. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace empfiehlt, beim Bonito darauf zu achten, dass er mit der Angelrute gefangen wird. So soll der Beifang von Haien oder Schildkröten verhindert werden.
Das Problem: Für hochqualitatives Sushi ist diese Art leider nicht geeignet. Und so dürfte auch künftig in Tokio der erste Thun des Jahres versteigert werden. Bald allerdings an einem anderen Ort. Der weltberühmte Fischmarkt Tsukiji soll umziehen, weil er den modernen Standards nicht entspricht. Eigentlich sollte es sogar schon im November so weit sein. Allerdings verzögerte sich der Umzug nach Informationen der Zeitung "FAZ", weil der Boden unter den neuen Großmarkthallen verseucht sein soll.