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Für viele Paare ist es ein großer Schritt: die erste gemeinsame Wohnung. Doch dann kommt der Reality-Check! Um Beziehung und Alltag zu vereinen, hilft Kommunikation und die ständige Erinnerung daran, dass beide so sein dürfen wie sie sind.

Sie hatten es geschafft, ziemlich schnell sogar. Ari und Lena hatten trotz Wohnungsknappheit und horrender Mieten eine Wohnung gefunden. Es lief über Kontakte, sagen sie. Die beiden waren megahappy: "Dann kamen wir in die Wohnung und haben vor Freude geschrien", erzählt Ari. Lena stimmt zu: "Da war nur Freude, keine Angst."

Zusammenziehen: (k)ein großes Ding?

Ari und Lena sind Mitte 20. Sie sind seit etwa zwei Jahren ein Paar und wohnen seit einigen Monaten zusammen. Und das klappt ziemlich gut, berichten sie. Ihr Geheimnis lässt sich wohl so zusammenfassen: Kommunikation und viele, wirklich viele Absprachen. Wer was im Haushalt macht, wie viel Geld sie monatlich für die gemeinsame Wohnung brauchen, sogar, wann sie Zeit zusammen verbringen, all das hat Ari in Exceltabellen gelistet. "Ari liebt Excel-Tabellen – auch außerhalb der Arbeitszeit", fügt Lena hinzu und lacht.

"Wir sehen Zusammenziehen beide nicht als finalen Step an. Man zieht einfach mit einer Person zusammen, die man wirklich gerne mag."
Lena, ist mit Ari zusammengezogen

Laut der Liste ist Ari fürs Einkaufen zuständig. Wenn Ari nicht kann, übernimmt Lena die "Verantwortlichkeit", wie beide ihre Aufgaben nennen. "So war das gestern", erzählt Lena: "Da habe ich den Wocheneinkauf gemacht – und zwar bei Edeka. Doch Edeka ist eigentlich nur für die besonderen Sachen." Alles andere kaufen sie mit Blick aufs monatliche Budget beim Discounter.

Lena hat sich also nicht wirklich an die Absprache gehalten, aber die beiden finden, man müsse auch damit klarkommen, wenn die Andere Aufgaben auf ihre Weise erledigt. "Ansonsten spricht man es eben ab", sagt Ari. "So wie beim Hoodie. Wenn Lena den bei 40 Grad wäscht, sage ich ihre nachher: bei 30, bitte."

Ariane (links), Lena (rechts) stehen vor einer Wand
© privat
Ari (links) und Lena wohnen gerne zusammen. Um Konflikte zu vermeiden, regeln sie vieles über Listen.

Wirkliche Streitigkeiten um den pragmatischen Kram, der beim Zusammenziehen anfällt, hatten Ari und Lena bis jetzt nicht. Doch manchmal erzählt Lena, falle es ihr schwer, sich in der gemeinsamen Wohnung Zeit und Raum für sich zu nehmen: "Ich tendiere in der gemeinsamen Wohnung immer zu der Person zu gehen und was mit ihr zu machen. Und dann merke ich erst im Nachhinein, dass ich Zeit für mich alleine gebraucht hätte."

Streitthemen, die fast alle Paare haben

Sich genau absprechen, wie wir uns das Zusammenleben vorstellen. Dazu rät auch Psychologin und Paartherapeutin Anouk Algermissen. Am besten, meint sie, führen wir diese Gespräche (ja, es dürfen auch mehrere sein), bevor wir zusammenziehen.

"Bei manchen Themen reicht es nicht, wenn wir uns einmal hinsetzen und sie von vorne bis hinten durchdiskutieren. Dann dürfen wir es sacken lassen, Ideen sammeln und uns noch einmal zusammensetzen."
Anouk Algermissen, Psychologin und Paartherapeutin

Konfliktpotential eins: Haushalt

Ein Thema sei "natürlich" Haushalt. "Da geht es erst mal um das grundsätzliche Verständnis von Sauberkeit und Ordnung", sagt Anouk Algermissen. Gibt es bestimmte Sachen, die die eine Person gar nicht leiden kann und die der anderen Person aber sehr, sehr wichtig sind? Außerdem empfiehlt die Psychologin, Verantwortlichkeiten im Stil von Ari und Lena abzusprechen. Dafür sei es hilfreich, auf die Stärken und Schwächen der Partner*innen zu schauen und sich zu notieren, wer was (überhaupt nicht) gerne macht.

Konfliktpotential zwei: Nähe und Autonomie

Laut Anouk Algermissen ist es hilfreich, offen darüber zu sprechen, wie viel Zeit jede*r für sich alleine braucht. Denn nur weil wir zusammen wohnen, heißt das nicht, dass wir alles zusammen machen müssen, betont die Psychologin.

Konfliktpotential drei: Geld

Vielen Paaren fällt es schwer, transparent über Geld zu sprechen, beobachtet Paartherapeutin Anouk Algermissen. Doch gerade weil beim Thema Geld ziemlich schnell Groll und Unverständnis aufkommen können, sollten wir es frühestmöglich thematisieren.

"Geld ist ein wichtiges Thema in einer Beziehung. Doch es ist für viele Menschen mit einem Tabu besetzt."
Anouk Algermissen, Psychologin und Paartherapeutin

Ari und Lena regeln all das, wie gesagt, über Exceltabellen. Darüber hinaus haben die beiden Hausregeln formuliert, doch die besagen nicht, ob man in der Wohnung in Straßenschuhen rumlaufen darf. Sie sind vielmehr dafür da, sich gegenseitig zu erinnern, dass beide sein dürfen, wie sie sind.

Ari und Lenas liebevolle Hausregeln:

  • Für Gefühle wird sich nicht entschuldigt.
  • Stille, bedeutet nicht gleich, dass etwas Schlechtes in der Luft liegt.
  • Stimmungen müssen nicht aneinander angepasst werden. Es ist also ok, wenn Ari mal gute Laune hat und Lena schlechte – oder andersherum.

In der Podcastfolge geht es außerdem darum, ob man schon beim Zusammenziehen über eine "potentielle Trennung" sprechen sollte und woran wir erkennen, dass für ein Paar das Modell "Living Apart Together" infrage kommt.

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Shownotes
Haushalt, Geld, Nähe
Wie klappt unser Zusammenziehen als Paar?
vom 18. Juni 2025
Moderation: 
Przemek Żuk
Gesprächspartnerinnen: 
Ari und Lena, leben seit einigen Monaten zusammen
Gesprächspartnerin: 
Anouk Algermissen, Psychologin und Paartherapeutin
Gesprächspartnerin: 
Jutta Hartmann, Pressesprecherin Deutscher Mieterbund