In manchen Ländern Asiens und Afrikas haben sich die Heuschrecken so stark vermehrt, dass jetzt nur noch Gift hilft, um die schlimmsten Ernteausfälle zu verhindern. Doch das bringt neue Probleme.

Große Teile Ostafrikas - unter anderem die Länder Kenia, Somalia und Äthiopien - sind von einer großen Heuschreckenplage betroffen. Die Uno meldet, es sei der größte Schädlingsbefall seit 70 Jahren. Der größte beobachtete Schwarm umfasste mindestens hundert Milliarden Heuschrecken auf einer Fläche fast so groß wie die Insel Mallorca. In den betroffenen Ländern drohen Hungersnöte, weil die Heuschrecken die Felder leer fressen.

"Im Vordergrund steht jetzt die Bekämpfung der Heuschreckenplagen aufgrund der Hungergefahr, was ja auch verständlich ist."
Axel Hochkirch, Professor für Naturschutzbiologie an der Universität Trier

Um die schlimmsten Hungersnöte zu verhindern, hilft jetzt nur noch der großflächige von Einsatz von Chemie. Zum Beispiel mit Helikoptern und Flugzeugen werden Insektizide versprüht, die die Heuschrecken töten.

Da der Ernteausfall für viele Millionen Menschen droht, erscheint der Chemie-Einsatz alternativlos – auch, wenn er Nebenwirkungen hat:

  • Die eingesetzten Gifte sind auch für den Menschen gefährlich. "Und viele Menschen vor Ort sind nicht gut aufgeklärt", sagt Axel Hochkirch, Professor für Naturschutzbiologie an der Universität Trier. Wenn Heuschrecken gegessen werden, kann das zur Vergiftungen führen.
  • Insektizide töten nicht nur Heuschrecken, sondern auch alle anderen Insekten. Es könnte also sein, dass der großflächige Einsatz von Chemie sogar ganze Arten ausrottet, die nur in bestimmten Gebieten vorkommen. Axel Hochkirch: "Wir wissen auch heute nicht, ob bei früheren Bekämpfungsmaßnahmen irgendwelche Insekten schon ausgestorben sind." In dieser Hinsicht gebe es selten gute Untersuchungen solcher Begleiteffekte.

Vorausschauendes Handeln notwendig

Nach Axel Hochkirch gibt es noch eine andere Form der Heuschrecke-Bekämpfung mit weniger Nebenwirkungen: Ein Pilz befällt die Heuschrecken und tötet sie - und dabei verschont er andere Insekten. Allerdings lässt sich dieser Pilz nur unter bestimmten Bedingungen ausbringen, etwa in Gebieten, in denen gerade die Vermehrung stattfindet.

Soll diese Form der Heuschrecken-Bekämpfung erfolgreich sein, müssen die Verantwortlichen vorausschauend handeln und sich auf die Prognosen der Experten verlassen, wann ein weiter großer Heuschreckenschwarm entstehen könnte.

"Wir wissen auch heute nicht, ob bei früheren Bekämpfungsmaßnahmen irgendwelche Insekten schon ausgestorben sind."
Axel Hochkirch, Professor für Naturschutzbiologie an der Universität Trier

Egal, welche Bekämpfungsmethode eingesetzt wird: Am effektivsten ist es, Heuschrecken als Jungtiere zu bekämpfen - denn dann können sie noch nicht fliegen.

Ist oft Trockenheit und Hitze verantwortlich für Ernteausfälle, ist es aktuell genau umgekehrt: Feuchtigkeit ist eine Bedingung dafür, dass sich die Heuschrecken so stark vermehren können - die dann wiederum die Ernte vernichten.

Shownotes
Afrika und Asien
Heuschreckenplage: Jetzt hilft nur noch Chemie
vom 24. Februar 2020
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Axel Hochkirch, Professor für Naturschutzbiologie an der Universität Trier