Durch Bewegung trainieren wir nicht nur unsere Muskeln, sondern auch unser Gehirn. Das haben Forschende aus Bonn nun nachgewiesen. Schon leichte, regelmäßige Bewegung vergrößert unser Hirnvolumen und wirkt sich somit positiv auf die Denkfähigkeit aus.

Wer sich regelmäßig bewegt, verbessert nicht nur seine Kondition, sondern auch das eigene Denkvermögen. In einer Studie haben Forschende aus Bonn das Bewegungsprofil der Teilnehmenden gemessen und festgestellt: Fast alle Hirnareale vergrößern durch körperliche Aktivität ihr Volumen.

"Grundsätzlich lässt sich schon sagen, dass sich mehr Volumen positiv auf das Denken auswirkt."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Die Größe des Gehirns steht zwar nicht in direkter Verbindung mit einer gesteigerten Denkfähigkeit, allerdings brauchen wir Hirnzellen, um zu denken und dafür brauchen wir auch ein gewisses Volumen, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck.

Im Vergleich zu dem von anderen Tieren ist das menschliche Gehirn schon ziemlich groß – und ab einer gewissen Größe würde es auch ineffizient werden. Aber grundsätzlich gelte trotzdem: Mehr Volumen führt zu einer besseren Vernetzung der Hirnregionen.

Mehr Leistung durch bessere Vernetzung

Die einzelnen Gehirnregionen arbeiten nicht autark, sondern immer im Austausch mit den anderen. Die Leistungseffizienz eines Gehirns wird maßgeblich dadurch bestimmt, wie gut diese Regionen miteinander verkoppelt sind.

Das ist so ähnlich bei Städten und Ländern: Die Infrastruktur macht den Unterschied. Viele Wege, Bahnstrecken, Autobahnen und Wege führen dazu, dass Menschen schneller von A nach B kommen. In unserem Gehirn bedeutet das, dass Informationen schneller ausgetauscht werden können.

Kleine Veränderungen mit großer Wirkung

Die Zunahme des Hirnvolumens geht oft mit einer besseren Vernetzung der einzelnen Regionen einher. Wer viel Sport macht, muss trotzdem keine Angst haben, seinen Schädel irgendwann zu sprengen, sagt Henning Beck.

Denn die Veränderungen sind sehr klein. Der positive Effekt werde aber schon dadurch erzielt, dass einige Bereiche ihr Volumen verändern oder sich neu justieren.

"Moderate aber häufige Bewegung bringt mehr als zweimal die Woche ein Hammer-Work-out."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

In der Studie wurde den Teilnehmenden ein Sensor am Bein befestigt, um das Bewegungsprofil zu messen. Das Ergebnis: Es kommt nicht auf die Intensität der Bewegung an, sondern auf die Regelmäßigkeit.

Wer sich moderat, aber dafür oft und regelmäßig bewegt, erzielt einen besseren Effekt für sein Gehirn als jemand, der zweimal die Woche ein intensives Workout absolviert und sich sonst aber kaum bewegt.

Mit kleinen Schritten zum Erfolg

Welche Sport- oder Bewegungsart wir wählen, ist dafür eher zweitrangig. Besonders gut geeignet ist alles, was wir regelmäßig tun und wobei das Risiko für Kopfverletzungen gering ist, so der Experte.

Was zählt, ist die Regelmäßigkeit. Denn unser Gehirn passt sich sehr schnell an Veränderungen an. Das bedeutet, wenn wir uns wieder weniger bewegen, nimmt auch unser Gehirnvolumen wieder ab.

Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass wir schon mit kleinen Veränderungen schnell positive Effekte erzielen können. Henning Beck sagt: So wie wir leben, ist auch unser Gehirn.

Wenn wir uns moderat und regelmäßig bewegen, unterstützen wir schnell die Areale, die für Gedächtnisbildung und Bewegungssteuerung zuständig sind. Unser Gehirn wird es uns danken.

Shownotes
Hirnforschung
Schon leichte Bewegung ist gut fürs Gehirn
vom 06. August 2022
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartner: 
Henning Beck, Neurowissenschaftler