"Mir liegt das Wort auf der Zunge", sagen wir, wenn uns partout ein Wort nicht einfällt. Neurowissenschaftler Henning Beck erklärt, wie das Tip-of-the-Tongue-Phänomen entsteht.
Frustrierend: Wir wissen etwas, können es aber in unserem Gehirn nicht abrufen. Das Phänomen ist von der Vergesslichkeit zu unterscheiden, erklärt Neurowissenschaftler Henning Beck, wenn wir zum Beispiel Ereignisse definitiv nicht mehr erinnern. Beim Tip-of-the-Tounge-Phänomen wissen wir, dass die Information in unserem Gehirn gespeichert ist, kommen aber nicht an sie heran.
Wenn es über der linken Schläfe hakt
Psychologen der University of California, Los Angeles haben untersucht, welche Region im Gehirn bei der Erinnerung eine Rolle spielt. Im Journal of Cognitive Neuroscience haben sie ihre Studie veröffentlicht. Dabei handelt es sich um einen vorderen Bereich in unserem Gehirn, erklärt Henning Beck. Die Region kann jeder ertasten. Sie liegt an der vorderen linken Seite des Kopfes zwischen Augenbraue und Haaransatz, etwas oberhalb der Schläfe. Diese Region ist dafür verantwortlich, dass die Informationen, die in unserem Gehirn gespeichert sind, auch abgerufen, also ausgesprochen werden können.
Wenn diese Region nicht richtig funktioniert, dann fällt es schwer, die Informationen abzurufen. Die Wissenschaftler schreiben in ihrer Studie, dass eine Stimulierung der Region mit elektrischen Stromstößen die Fähigkeit der Menschen verbessert, sich wieder an Dinge zu erinnern.
Stromimpulse helfen beim Informationsabruf
Die Forscher haben bei ihrer Untersuchung die Menschen in zwei Gruppen aufgeteilt. Ihnen wurden Worte an einem Computerbildschirm gezeigt, an die sie sich später erinnern sollten. Bei der einen Gruppe haben die Wissenschaftler diese Hirnregion stimuliert. Und immer dann ist es diesen Probanden leichter gefallen, Worte zu erinnern. Die Wissenschaftler haben in der Studie "einen signifikanten Effekt festgestellt", berichtet der Neurowissenschaftler.
"Je mehr Strom im Hirn, desto besser die Erinnerung."
Henning Beck nennt aber noch andere, alltagstauglichere Methoden, diese Region zu aktivieren: Sport hilft, die Aktionen in dieser Region zu verbessern. Das hätte Studien gezeigt, sagt der Neurowissenschaftler.
"Wenn man Namen nicht erinnert, kann man dem Gehirn auf die Sprünge helfen, indem man verschiedene Anfangsbuchstaben durchgeht."
Eine andere Möglichkeit ist, das Alphabet durchzugehen, um auf den Anfangsbuchstaben des Namens zu kommen, der einem gerade nicht einfällt, schlägt Henning Beck vor. So könne man dem Gehirn "auf die Sprünge helfen".
"Auch wenn man denkt, dass das Gehirn nicht denkt, denkt das Gehirn weiter."
Manchmal helfe auch, nicht weiter zu grübeln und im Hirn zu forschen, sondern sich nicht mehr mit dem Thema zu beschäftigen und an etwas anderes zu denken. Das Gehirn beschäftige sich mit der nicht gelösten Aufgabe weiter und manchmal komme es dann plötzlich mit der Lösung um die Ecke.