Eine Blitzhochzeit mit der Jugendliebe, wie Britney Spears es einst getan hat – da war sicherlich eine ordentliche Portion Dopamin involviert. Der Neurotransmitter wirkt sich auf unsere Entscheidungen aus, eine aktuelle Studie untersuchte, wie.

Es heißt, dass Liebe blind mache, weil wir impulsiv sein und möglicherweise weitreichende Entscheidungen treffen können, ohne uns große Gedanken über mögliche Konsequenzen zu machen. Wir sprechen die Ursache dafür vielleicht dem Verliebtsein zu, aber an sich sind es die Prozesse in unserem Hirn, die für impulsives Handeln verantwortlich sind. Auf biochemischer Ebene sind das zum Beispiel Neurotransmitter wie Dopamin.

"Dopamin, das ist ein bisschen wie eine Art Schweizer Taschenmesser im Gehirn. Das kann man für viele Sachen verwenden. Es ist wichtig für die Bewegungssteuerung, wichtig für Entscheidungs- und Belohnungsprozesse."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Vor allem, wenn wir Entscheidungen treffen, die mit Belohnungen verbunden sind, scheint Dopamin eine Rolle zu spielen. Forschende wollten mit einer Studie der Frage nachgehen, ob Menschen anders entscheiden, wenn eine Belohnung in Aussicht gestellt wird und welchen Einfluss dabei die Konzentration des Dopamins im Hirn hat.

Mehr Dopamin im Kopf: Entscheidungen ungenauer, aber schneller

In einem Versuchsaufbau wurde 31 männlichen Probanden eine Lernaufgabe gestellt und für das Lösen der Aufgabe sollten sie eine Belohnung erhalten. Vorab wurden den Versuchsteilnehmern eine Vorstufe von Dopamin verabreicht, das sogenannte L-Dopa oder Levodopa, das im Gehirn zu Dopamin umgebaut wird.

"Ändert sich dieses Lernverhalten und diese Aussicht auf Belohnung, wenn man jetzt mehr Dopamin im Kopf hat? Und tatsächlich hat man festgestellt, Dopamin verändert das Entscheidungsverhalten."
Henning Beck, Neurowissenschaftler

Und es zeigte sich tatsächlich, dass die Probanden schneller Entscheidungen getroffen haben, je mehr Dopamin in ihrem Hirn enthalten war. Zugleich aber auch, dass diese Entscheidungen auch ungenauer waren. Der Neurowissenschaftler Henning Beck erklärt das Prinzip so: "Es setzt so ein bisschen diesen Schwellenwert herunter, ab dem wir Entscheidungen treffen. Wir treffen einfach schneller Entscheidungen. Und dann ist es auch ein bisschen egal, wie genau diese Entscheidungen sind."

Wenn Verliebte Entscheidungen treffen

Und auch der Zustand des Verliebtseins geht meist mit einem erhöhten Dopaminlevel im Hirn einher. Es lässt uns schneller Entscheidungen treffen, die dann vielleicht nicht ganz so akkurat sind, sagt Henning Beck. Wir seien dann so fokussiert auf die Person, in die wir uns verliebt haben, dass wir die äußeren Umstände möglicherweise gar nicht so genau abwägen.

Daher empfiehlt Henning Beck denjenigen, die sich vor vorschnellen Entscheidungen schützen wollen, einfach mal eine Nacht darüber zu schlafen. Denn dadurch werde der Dopaminlevel in der Regel wieder reguliert und wir können am nächsten Tag –sozusagen mit einem klarem Kopf – abwägen und die richtige Entscheidung treffen.

"Und jeder kennt das ja, wenn du so im Verliebtseins-Rausch bist, bist du so fokussiert auf das Objekt deiner Begierde, dass du das Drumherum gar nicht mehr so genau abwägst. Und das hängt durchaus mit diesem Dopamin-Level zusammen."
Henning Beck, Neurowissenschaftler
Shownotes
Hirnforschung
Wie Dopamin sich auf unsere Entscheidungen auswirkt
vom 23. September 2023