Conchita Wurst hat über Instagram mitgeteilt, dass er HIV-Positiv ist. Der Grund: Er wird von einem seiner Ex-Freunde erpresst und wollte lieber von sich aus mit dieser sehr privaten Information an die Öffentlichkeit gehen. Wir sprechen darüber mit Philipp Spiegel. Sein Name ist ein Pseudonym, denn auch er ist HIV-positiv und hat Angst vor Anfeindungen.
Als Philipp angefangen hat, über seine Infektion zu bloggen und zu sprechen, war das auch für ihn nicht ganz einfach. Bis heute macht er es nur unter Pseudonym, um sich und seine Familie vor Anfeindungen zu schützen.
"Das Blöde an HIV ist, wenn es einmal draußen ist, kann man es auch nicht mehr zurücknehmen."
Wenn er mit einer Frau ins Bett geht, informiert er sie vorher meistens nicht. Er sagt, zum Beispiel für einen One-Night-Stand sei diese Information einfach nicht relevant: "Da ich bewusst meine Medikamente nehme, da ich alle drei Monate meine Arztbesuche habe, und ganz genau weiß, wie es meinem Virus geht – dass ich nicht ansteckend bin. Das hat keinen Einfluss."
Die Nachweisgrenze - ein entscheidender Punkt
Philipp weiß, dass er nicht ansteckend ist, weil es die sogenannte Nachweisgrenze gibt. Wenn pro Milliliter Blut der HI-Virus unter einem bestimmten Wert liegt, kann er nicht an andere weitergegeben werden.
"Das Virus ist nicht mehr in meinem Sperma, nur im Blut, aber zu einer sehr geringen Anzahl."
Der Fotograf hat die Erfahrung gemacht, dass, wenn er mit einer Frau über seine Infektion gesprochen hat, es dann meistens gar nicht mehr zum Sex kam. Der Abend mündete dann oft in einem langen Gespräch, in Erklärungen, wie es dazu gekommen ist.
"Das Interessante an HIV ist, dass es Urinstinkte, Urängste auslöst. Hätte es so viele Nachrichten über Conchita Wurst gegeben, wäre es Hepatitis gewesen?"
Philipp hofft, dass das öffentliche Bekanntmachen von Conchita Wurst über dessen HIV-Infektion dazu beiträgt, dass die Gesellschaft etwas entspannter mit dem Thema Aids umgeht. Allerdings hat er seine Zweifel, vor allem deswegen, weil Conchita Wurst nicht freiwillig an die Öffentlichkeit gegangen ist, sondern dazu gezwungen wurde.
"HIV hat ein Stigma. Da kann ich erklären, was die Nachweisgrenze ist, da kann ich erklären, dass ich sicher bin – ohne Zweifel sicherer als die meisten – weil die meisten kennen ihren eigenen Status ja gar nicht."
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