Schnell hatte man den Schuldigen identifiziert: Flugbegleiter Gaëtan Dugas galt lange als derjenige, der für die Verbreitung des HI-Virus in den USA verantwortlich ist. Dabei war der Erreger schon ein Jahrzehnt zuvor im Land.
In den Anfängen der Aids-Forschung wurden viele Infizierte von Wissenschaftlern befragt. Einer davon war Flugbegleiter Gaëtan Dugas. Er konnte sich an die Namen vieler seiner wechselnden Sexualpartner erinnern, anders als andere Befragte. Weitere Nachforschungen zeigten: Rund 40 der ersten 248 Aids-Patienten hatten Kontakt zu Gaëtan gehabt.
In den Dokumenten wurde er als "Patient O" geführt. Das "O" stand für "Outside of California". Forscher machten den Fehler den Buchstaben "O" als die Zahl Null zu lesen. Damit wurde aus dem beliebigen HIV-Infizierten Gaëtan Dugas der Indexpatient. Ein Indexpatient ist der Erkrankte, der maßgeblich für die Ausbreitung einer Epidemie verantwortlich ist. Inzwischen ist es erwiesen, dass Gaëtan aber auf keinen Fall der erste Infizierte in den USA gewesen ist.
US-Forscher untersuchten 40 Jahre alte Blutserum-Proben mit HI-Virenstämmen aus den USA. Die Methode ist neu und an sich schon eine Sensation - das Erbgut des Virus ist nicht besonders stabil und daher nur schwer zu konservieren. Mit der neuartigen Methode, die RNA Pressluftbohren genannt wird, kann auch Jahrzehnte nach einer Epidemie noch herausgefunden werden, wie sie sich ausgebreitet hat.
HI-Viren kamen schon 1967 über die Karibik
Die Untersuchung zeigte, dass HI-Viren 1967 über die Karibik in die USA gekommen sind. In New York City gab es demzufolge schon 1971 HIV-infizierte Personen. Also rund ein Jahrzehnt früher als angenommen. Auch die Annahme, dass der Erreger seinen Weg direkt aus Afrika in die USA gefunden habe, wurde widerlegt.
Mehr zum Thema HIV und Aids:
- Early HIV history in North America | Studie im Fachmagazin Nature