Mark Benecke ist Forensiker und hat den Selbstversuch gewagt. Er hat Globuli mutwillig überdosiert. Und - es ist nichts passiert.
Ein bisschen hatte Mark Benecke schon ein komisches Gefühl, gibt er zu. Das lag aber am einsetzenden Placebo und der Überdosis Zucker sagt der Forensiker. Lustiger war es mit Hochpotenzen von Leichenfliegen und Sperma. Die hat er dann nicht in Zucker gerührt sondern Wasser.
"Die hab ich einfach in Wasser eingerührt ohne die in Zuckerkügelchen zu machen. Das hat mir gut getan, weil das dann einfach ein guter Schluck Wasser war."
Die Substanz die Mark Benecke als Globuli zu sich genommen hat, war das Mittel Bella Donna in der Potenz C12 oder D24, das entspricht einem Tropfen von der Reinlösung vermischt mit der Wassermenge des Atlantiks.
Ihr fragt, Mark Benecke antwortet
Wir haben hier vergangene Woche über ein Gespräch mit Natalie Grams berichtet. Die Ärztin war Homöopathin bis sie ein Buch über Homöopathie schreiben wollte. Dabei ist sie auf so viele Widersprüche gestoßen, dass sie heute von der Homöopathie eher abrät. Auch Mark Benecke ist skeptisch, anders als DRadio Wissen Hörerin Fatima:
Für Mark Benecke ist diese Heilung aber keine Frage von Homöopathie, sondern von zeitlichen Abläufen. Er sagt, es dauert eben einfach ein bisschen, bis der Körper den Abwehrmechanismus hochfährt.
"In dem Fall mit der Erkältung ist es besonders schön, gerade nach 5 bis 6 Tagen fängt es eh an mit der Besserung der Symptome. Da braucht man noch nicht mal auf den Placebo-Effekt vertrauen."
Auch Homöopathie hat einen Markt
"Wenn Homöopathie nicht wirken würde, dann würde sie von der Pharmaindustrie nicht so vehement bekämpft werden, sondern hergestellt und verkauft."
Für Mark Benecke liegt der Fall hier klar: auch die homöopathische Industrie ist die Pharma-Industrie. Acht bis neun Prozent aller rezeptfrei in der Apotheke erhältlichen Arzneimittel sind Homöopathika. Das ist jetzt nicht super viel, aber schon ein ordentlicher Anteil, sagt Mark Benecke.
"Ich sehe da wenig Bekämpfung, sondern eigentlich eher, dass es da ziemlich viele Firmen gibt, die davon sehr, sehr, sehr gut Leben."
Allein mit dem Placebo-Effekt lässt sich der Erfolg von Homöopathie nicht erklären, sagt Mark Benecke. Und was im Falle der Homöopathie gut wäre, ist: man nimmt keine schädlichen Substanzen zu sich. Dann führt die Einnahme von homöopathischen Medikamenten auch dazu, dass man einfach ein bisschen geduldiger ist. Und weil man ja was tut gegen die Krankheit, wird die Wartezeit erträglicher.
"Wer heilt hat Recht, weiß ich jetzt nicht genau. Dazu muss man erst mal schauen, was das wirklich Heilende war. Wenn die Definition ist, dein Körper schafft das schon, dann stimmt es."
Globuli bei Tieren
Auch häufiger genannt wurde das Argument, dass Babys oder Tiere gut auf homöopathische Medikamente reagieren. Und die könnten ja wohl keinen Placebo-Effekt haben. Mark Benecke gibt bei dieser Diskussion folgendes zu bedenken: Gerade Pferde und Hunde können bereits ganz kleine Gesten des Menschen deuten und reagieren darauf. Mit Kunststückchen zum Beispiel.
Entscheidend ist bei der homöopathischen Behandlung von Tieren und Kindern deshalb nicht das Medikament oder Mittel. Entscheidend ist, wie überzeugt wir davon sind, dass das, was wir tun auch hilft. Das wurde in Doppelblind-Studien am Menschen untersucht.
"Wenn derjenige, der dir das Homöopathikum verabreicht nicht überzeugt ist, nicht auf dich eingeht, nicht ruhig mit dir redet, dann funktionieren Homöopathika genauso gut oder schlecht wie Arzneimittel, die manchmal auch nicht so perfekt funktionieren."
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