Benjamin Näßler hat die Wahl zum Mr. Gay Germany 2020 gewonnen. Zum Wettbewerb gehört, dass der Gewinner sich sozial engagiert, indem er eine Kampagne startet. Benjamin hat die Initiative "Doppelpass" zur Unterstützung homosexueller Fußballer und Fußballerinnen gegründet.
Die groß angelegte Studie "Outsport" der Deutschen Sporthochschule Köln hat gezeigt, dass der deutsche Sport noch immer ein großes Problem mit Homo- und Transphobie hat. Von den 5500 Befragten haben 81 Prozent angegeben, schon einmal diskriminiert und beleidigt worden zu sein. Auch Benjamin Näßler spielt schon lange Fußball und kennt homophobe Sprüche von Mitspielern und Fans, die ihn lange Zeit davon abgehalten haben, sich als schwul zu outen.
Initiative "Doppelpass" soll für Homophobie im Fußball sensibilisieren
Ein Bestandteil des "Mr. Gay Germany"-Wettbewerbs ist es, dass die Kandidaten eine Initiative gründen, mit der sie sich beispielsweise sozial engagieren. Als Benjamin Näßler sich als Kandidat bewirbt, weiß er schnell, wofür er sich einsetzen möchte. Benjamin Näßler spielt selbst bei einem der größten schwul-lesbischen Sportvereine in Europa, dem Frankfurter Volleyball Verein (FVV), der neben Volleyball noch knapp 30 andere Sportsektionen hat, darunter auch Fußball.
Viele Ansprechpartner nur online zu finden
Bei seiner Recherche, so erzählt er, stellt er fest, dass es für queere Fußballspieler und -spielerinnen oft umständlich ist ist, einen Ansprechpartner zu finden, wenn sie beispielsweise diskriminiert werden. Bei vielen Fußball-Landesverbänden gibt es zwar Ansprechpartner, aber sie zu finden, ist nicht immer so einfach, weil man auf den Homepages meist lange herumsuchen muss, bis man sie entdeckt, sagt Benjamin Näßler. Und der Kontakt lässt sich oft nur online herstellen, Telefonnummern oder Büros gibt es in vielen Fällen nicht.
"Ich will nicht prinzipiell von dem Hass sprechen, also nicht von diesem typischen 'Wir-hassen-Schwule'. Sondern es geht oft auch darum, dass eine Atmosphäre geschaffen wird, in der das Thema Homosexualität keine Rolle spielen darf."
Sichtbarkeit schaffen
Benjamins erstes Ziel ist es, sich mit seiner Initiative "Dopppelpass" dafür einzusetzen, dass es überall Ansprechpartner gibt, die die LGBTQ-Fußballspielerinnen und -spieler, unterstützen. Dafür hat er die 21 Fußball-Landesverbände angeschrieben und gefragt, wie sie in dieser Hinsicht aufgestellt sind.
"Ich hatte es einfach satt, immer nur auf dem Sofa zu sitzen, Sachen besser zu wissen, Sachen zu kritisieren, aber auf gut Deutsch den Hintern nicht hoch zu kriegen und mich selber zu engagieren."
Als Nächstes will er erreichen, zusammen mit den Landesverbänden überall Ansprechpartner einzusetzen, wo es noch keine gibt. Außerdem will er durchsetzen, dass Informationen in den Vereinen ausgehängt werden, auf denen Name, Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Ansprechpartner abgedruckt sind.
Damit möchte Benjamin Näßler nicht nur dafür sorgen, dass die Spieler leichter Unterstützer finden, sondern er hofft auch, mit seinem Engagement mehr Menschen für Homophobie im Fußball zu sensibilisieren.