Bei der 4G- und auch bei der 5G-Mobilfunktechnik kommt Technik des chinesischen Herstellers Huawei zum Einsatz. Die Bundesregierung sieht darin ein Risiko.
In Deutschland wird das superschnelle 5G-Netz ausgebaut, unter anderem mit Mobilfunktechnik des chinesischen Herstellers Huawei. Ganz unumstritten war das nie. Die Befürchtung: Huawei versieht die Mobilfunkmasten auf Druck der chinesischen Regierung mit technischen Möglichkeiten zur Spionage.
Trotzdem wird die Huawei-Technik eingesetzt. Sie gilt als zuverlässig und günstig. Außerdem ist es einfacher, einen 4G-Sendemast auf 5G umzurüsten, wenn Produkte desselben Herstellers verwendet werden. Bei der 4G-Infrastruktur ist Huawei-Technik seit Jahren im Einsatz.
Die Telekom hat gegenüber dem Magazin Spiegel betont, weiterhin auf die "Bestandslieferanten" Huawei und Ericsson setzen zu wollen, an politischen Spekulationen wolle man sich nicht beteiligen.
Weniger abhängig sein von nicht vertrauenswürdigen Ländern
Nach Berichten des Handelsblatts erwägt die Bundesregierung, den Einsatz von Huawei-Komponenten endgültig zu verbieten. Für die Provider würde das bedeuten, dass sie Technik anderer Hersteller einsetzen müssen, von denen es nur wenige gibt. Zum anderen müssten sie womöglich bereits verbaute Technik demontieren und durch Teile ersetzen, die nicht von Huawei stammen.
Die Bewertung, ob Huawei-Mobilfunktechnik zum Problem werden könnte oder nicht, ist schwierig. Einerseits sind die Produkte gut untersucht, dokumentiert und spezifiziert. "Nach allem Ermessen gibt es keine Hintertüren oder Missbrauchs-Möglichkeiten", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Michael Gessat. Das konkreteste technische Problem könnte demnach sein, dass Huawei irgendwann keinen Support und keine Updates mehr für bereits verbaute Komponenten anbietet.
Andererseits findet die Bewertung in einer politischen Lage statt, die zeigt, wie problematisch es sein kann, intensiv mit nicht eindeutig vertrauenswürdigen Ländern beziehungsweise deren Regierungen zusammenzuarbeiten. Man will bei der so wichtigen Mobilfunk-Infrastruktur nicht von China abhängig sein wie man es bei den Gaslieferungen von Russland ist.
"Ich glaube, wir kommen da allmählich in den Bereich der Panik."
Deutschlandfunk-Nova-Reporter Michael Gessat sieht hier aber einen Unterschied: Selbst, wenn Huawei den Support für die Netzwerktechnik einstellt, fällt diese ja nicht direkt aus. Außerdem hätten die Provider in Deutschland dann immer noch die Möglichkeit, sich selbst um Updates und den weiteren zuverlässigen Betrieb der Anlagen zu kümmern.
Zudem gebe es derzeit keine Indizien dafür, dass Huawei-Produkte Informationen abgreifen oder sogar militärische Anlagen fernsteuern können, wie es in den USA befürchtet wird. Michael Gessat: "Ich glaube, wir kommen da allmählich in den Bereich der Panik."
Wollen Deutschland und die EU unabhängiger vom Ausland sein, gäbe es übrigens noch andere Bereiche, in denen viele Unternehmen und Behörden zurzeit abhängig sind, in diesem Fall von den USA - zum Beispiel bei Software. Auf vielen Millionen Rechnern und Servern in Deutschland läuft Software von Microsoft. Michael Gessat: "Wenn man nicht abhängig sein will, heißt es: Wieder selbst entwickeln und produzieren. Das kostet aber richtig Geld – auch uns Steuerzahler und Verbraucherinnen."