Hilft das weiterentwickelte Malaria-Mittel Hydroxychloroquin gegen Covid-19? Vieles spricht dagegen. In Deutschland laufen zwei Studien dennoch weiter.
Hydroxychloroquin ist eine Weiterentwicklung des Mittels Chloroquin. Das wurde lange Zeit gegen Malaria-Erreger eingesetzt, die im Vergleich zum Virus Sars-CoV-2 parasitische Einzeller sind. Nachdem der Malaria-Erreger jedoch fast überall auf der Welt eine Resistenz gegen das Mittel entwickelt hatte, konnte es nicht mehr eingesetzt werden.
In den letzten Wochen wurde das Medikament als Option zur Behandlung von Covid-19 wieder in die Diskussion gebracht. Sowohl die indische als auch die brasilianische Regierung empfehlen das Mittel weiter. Donald Trump hat das Mittel sogar als Prophylaxe empfohlen.
Während die Weltgesundheitsorganisation ihre Studien zu Hydroxychloroquin mittlerweile wieder ausgesetzt hat und viele Studien darauf hinweisen, dass der Wirkstoff für Covid-19 Patienten sogar schädlich sein kann, laufen dazu in Deutschland noch zwei Studien.
In einem Fachartikel im Magazin The Lancet wurde dazu veröffentlicht*, dass das Medikament lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann. Möglicherweise sterben also mit der Einnahme des Mittels mehr Menschen an Covid-19 als ohne sie, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Preger.
"Es kann offenbar zu schweren Nebenwirkungen kommen. Und möglicherweise sterben mit den Wirkstoffen mehr Covid-19 Patienten als ohne."
In Frankreich darf das Mittel deshalb offiziell nicht mehr eingesetzt werden.
Studien in Deutschland ohne Risikopatienten
Um herauszufinden, inwiefern Hydroxychloroquin vielleicht doch gegen Covid-19 helfen könnte, laufen in Deutschland derzeit noch zwei Studien mit circa 3000 Patientinnen und Patienten. Laut des Studienkoordinators Peter Kremser von der Universität Tübingen sei schon davor bekannt gewesen, dass das Medikament Herzrythmusstörungen auslöse, weshalb für die deutschen Studien keine Patienten mit Herzerkrankungen ausgewählt wurden.
Dagegen seien in anderen Studien auch Patientinnen mit dieser Vorerkrankung mit dem Mittel behandelt worden, weshalb es nicht verwunderlich sei, dass viele daran starben.
Wirkung gegen Covid-19 noch nicht ausgeschlossen
Ganz ausgeschlossen ist es also nicht, dass Hydroxychloroquin bei manchen Covid-19-Patienten ohne Herzerkrankungen zur Genesung führen könnte. Die Weltgesundheitsorganisation will ebenfalls weiterhin Studiendaten aus aller Welt zusammentragen und die Wirkungen und Nebenwirkungen des Medikaments auswerten. In zwei Wochen soll dann entschieden werden, ob die ausgesetzten Studien der WHO doch noch fortgeführt werden.
* Update 5.6.2020: Die Studie wurde inzwischen zurückgezogen, weil es Unklarheiten bei den zugrundeliegenden Daten gibt.