Zines gibt es schon seit den 1930ern: handgeschrieben und mit der Kopiermaschine vervielfältigt. Der Vorläufer für den eigenen Blog, aber in Papierform. Special-Interest-Hefte, die sich in kleinster Auflage an Interessierte richten.
Sarah Waschke schreibt unter dem Label radicalcuteness ein Zine. Ein selbst gemachtes Magazin also, in dem sie eigene Zeichnungen und Texte publiziert. Das Cover ist apricotfarben, der Rest des Heftes in weiß gehalten. Wer möchte, kann die Zeichnungen mit Buntstiften vervollständigen. Bei Zines geht es nicht darum, viele Leute zu erreichen oder Geld damit zu machen. Vielmehr sind es kleine Kunstwerke und Special-Interest-Blättchen in kleinster Auflage.
Die Kultur der Zines kam in den 1930er Jahren in den USA auf. Dort gab es die ersten Kopierer, mit denen man ein handgezeichnetes und -geschriebenes Exemplar leicht vervielfältigen konnte. Inhalt der Heftchen waren anfangs Pulpliteratur - also Groschenromane - und Science-Fiction-Storys.
Spezialthemen für eine ausgesuchte Fangemeinde
Auf diesem Wege konnten Autoren ihre Geschichten erzählen und Meinungen äußern, wenn keine andere Publikation sich bereit erklärte, sie abzudrucken. Die Fangemeinde wuchs schnell: Die Heftchen waren günstig und wurden oft von Hand zu Hand herumgereicht. Die Leser fanden Themen, für die sie sich interessierten, in den gebundenen Blattsammlungen wieder - deswegen prägte sich auch der Name Fanzine.
Experimentierfeld für berühmte Autoren
Bekannte Autoren wie Science-Fiction-Autor Isaac Asimov und der Fantasy-Autor George R. R. Martin sollen ihre Texte erstmals in Fanzines veröffentlicht haben, bevor sie die großen Klassiker ihres Genres schrieben. In den 1970ern fanden Zines wieder mehr Absatz durch die aufkommende Punk-Kultur. In den 1990ern wurden wieder verstärkt Zines im Zuge der Riot-Grrrl-Bewegung mit feministischen Themen hergestellt. Auf dem Zinefest in Berlin treffen sich viele Autoren mit den Lesern der Zines und tauschen sich darüber aus.
Unser Reporterin Lydia Herms hat sich daran gewagt, ihr ganz eigenes Zine zu entwerfen, Texte zu schreiben und kleine Zeichnungen zu produzieren - in langen Nächten arbeitete sie an der Vollendung ihres ersten Zines. Als sie ihr erstes Exemplar vollendet hatte, machte ihr nur der Scanner einen Strich durch die Rechnung, als er plötzlich den Geist aufgab.