Warum sind andere in meinem Alter schon geimpft und ich nicht? Diese Frage beschäftigt nicht nur Leyla, die als Lehrerin so schnell es geht gegen Corona geimpft werden will. Trotzdem findet Leyla es falsch, missgünstig zu sein.
Über 80-Jährige, oder Menschen, die in der Pflege arbeiten, stehen hoch auf den Priorisierungslisten für eine Corona-Impfung und wurden schon sehr früh geimpft. Aber es gibt auch Menschen, die einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und schon viel früher geimpft werden als eigentlich vorgesehen. Der 31-jährige Mario Damm, Bürgermeister der Stadt Bad Hennef, wurde zum Beispiel mit einer übrig gebliebenen Impfdosis geimpft.
Der Wunsch nach einer Corona-Impfung ist bei Leyla sehr groß
Leyla ist Lehrerin und noch nicht geimpft. Deshalb fällt es ihr manchmal schwer, sich zu freuen, wenn andere Menschen in ihrem Alter bereits geimpft wurden. Von Neid möchte sie nicht sprechen, weil es sich so negativ anhört – schließlich würde sie allen die Impfung gönnen. "Es ist eine Vorfreude, die sich zunehmend mit Ungeduld mischt", erklärt Leyla.
Als Lehrerin im Präsenzunterricht fühlt sich Leyla "relativ unsicher". Jetzt gäbe es zwar eine Testpflicht zweimal die Woche, die für ein bisschen mehr Sicherheit sorgen würde. "Aber eine Impfung wäre schon toll." Die Priorisierung, wie sie von der Politik aufgestellt wurde, findet Leyla zwar sinnvoll, trotzdem wünscht sie sich, dass alles schneller läuft.
"Es ist eher so: Mensch, ich will doch auch. Wie hat die das jetzt geschafft?"
In Baden-Württemberg können sich inzwischen alle Lehrkräfte impfen lassen. In Schleswig-Holstein, wo Leyla arbeitet, ist das nicht so. Das ärgert Leyla und sie gibt auch zu, dass sie mit ein bisschen Neid auf die anderen Bundesländer schaut. "Ich freue mich natürlich für die, weil die mit einem sichereren Gefühl unterrichten können", sagt Leyla. "Aber ich wundere mich, dass es da keine bundesweite Regelung gibt."
Auf Social Media bekommt Leyla mit, wie Lehrkräfte in anderen Bundesländern bereits geimpft wurden. "Dann denkt man sich schon: Mist, warum sind die schon weiter, und warum sind die schon geimpft, und warum klappt das hier in Schleswig-Holstein noch nicht?"
Leyla ist mit diesem Gefühl nicht alleine. In einer vom Stern-Magazin in Auftrag gegebenen Studie beneiden 40 Prozent der ungeimpften Menschen in Deutschland diejenigen, die bereits gegen Corona geimpft sind. 62 Prozent der Befragten – sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte – fänden es gut, wenn die Impfreihenfolge aufgehoben würde, falls freie Impfdosen zur Verfügung stehen.
Viele Menschen können Impfneid nachvollziehen
Leyla findet es auch rücksichtslos, wenn Menschen keine AstraZeneca-Impfung nehmen wollen und stattdessen auf einen anderen Impfstoff warten. "Ich glaube das bringt die ganze Impfpriorisierung noch mehr durcheinander, wenn dann einige Leute einen Impfstoff ablehnen und auf einen anderen warten", sagt die Lehrerin. Sie selbst würde sich auch mit AstraZeneca impfen lassen.
"Es bringt mir gar nichts, missgünstig zu sein. Weil letztendlich freue ich mich über jeden, der geimpft ist, weil es uns ja auch alle ein Stück näher zur Normalität zurückbringt."
Leyla wünscht sich, alle würden sich ehrlich an die Impfpriorisierung halten. "Letztendlich wird der Impfstoff für Menschen benutzt, die ihn vielleicht nicht so dringend benötigen wie andere. Das wäre unfair", findet die Lehrerin. "Ich hoffe einfach, dass die meisten Menschen da wirklich ehrlich mit umgehen und sich da nicht irgendwie eine Priorisierung erschummeln." Wenn alles nach Plan geht, wird Leyla Mitte bis Ende Mai geimpft.
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