Für viele gilt Impro als Königsdisziplin des Film- oder Serien-Drehs. Christian Ulmen macht das seit Jahren bei "Jerks", Jakob Lass bei seinen Filmen wie "Sowas von da" – und dessen jüngerer Bruder Tom jetzt in der ARD-Serie "Tod den Lebenden". Bei uns ist Tom zu Gast und spricht über die Herausforderungen und den Reiz von improvisierten Dialogen beim Dreh.
Die Schauspielenden kennen natürlich im Vorfeld die Geschichte, die erzählt werden soll. Und in der Regel wissen sie vor jedem Drehtag auch, wo die jeweilige Szene startet und wie sie endet. Geschriebene Dialoge, wie sie sonst in Drehbüchern festgelegt sind, finden sie bei Impro-Drehs aber nicht. Es geht darum, die jeweilige Szene mit den eigenen Worten und spontanen Dialogen zu füllen.
Möglichst spontan und authentisch
Tom arbeitet seit Jahren so mit diversen Schauspielenden in seinem Berliner "Impro Lab". Aus diesem Workshop entstand letztlich die ARD-Serie "Tod den Lebenden", die ab diesem Freitag (15.09.23) in der Mediathek abrufbereit ist. Es geht um vier junge Millennials, die zusammen in einer Berliner WG leben und sich bedroht fühlen: Vom Klimawandel, vom Gentrifizieren, von Chancen-Ungleichheit und ihrer eigenen Lethargie.
"Vor dem Dreh der Orgie hat die Intimacy-Koordinatorin natürlich mit allen Beteiligten sehr genau besprochen, was man macht, womit man sich wohl fühlt und vor allem auch, wie man kommunizieren kann, wenn man etwas nicht möchte. So, wie man sich auch bei Stunts genau abspricht, wo es um körperliche Unversehrtheit geht, und bei Intimacy darum, dass Grenzen gewahrt werden."
Alles, was Lea van Acken, Justus Feldmeier, Odine Johne und Kristin Suckow hier zusammen mit ihren Nebendarsteller*innen spielen, entstand spontan während des Drehs. Da ist die Montage der besten Takes ebenso eine große Herausforderung wie die Entscheidung, wann ein Dreh überhaupt genug Stoff für den Erzählfluss einer Serie hergibt. Wenn dann noch Sexszenen und sogar eine Orgie enthalten sind, müssen alle Beteiligten besonderes Fingerspitzengefühl beweisen, sagt Tom.
"Brainwashed": Sexismus-Doku in der Arte-Mediathek
In der Arte-Mediathek haben wir "Brainwashed" gefunden, eine Doku, die vor zwei Jahren auf der Berlinale für Aufsehen gesorgt hat. Es geht um den "Male Gaze", den männlichen Blick im Storytelling von Hollywood, und wie er sich im Filmdreh über viele Jahrzehnte festgesetzt hat – bis er für uns zu einer Art Sehgewohnheit wurde.