Maria weiß, wie es ist, arm zu sein. Obwohl sie inzwischen finanziell unabhängig ist, spielt das Thema immer noch eine wichtige Rolle in ihrem Leben.

Maria und ihr Bruder sind bei einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, die bis heute in der Altenpflege arbeitet. Nicht nur, dass kaum Geld da war, die Mutter hatte aufgrund ihres Jobs auch nur wenig Zeit, die sie mit ihren Kindern verbringen konnte.

Wenn man klein ist, sei es nicht so wichtig, ob man an der Nordsee oder am Karibikstrand im Sand buddelt, sagt Maria. Für ein Kind sei beides ein Abenteuer. Schwieriger werde es, wenn man in ein Alter kommt, in dem man sich mit anderen vergleichen kann, sagt sie.

"Ich glaube, grundsätzlich macht es einen großen Unterschied wie alt du in so einer Situation bist."
Maria, ist in Armut aufgewachsen, arbeitet inzwischen als Journalistin

Zu sehen, dass andere Kinder zum Beispiel für einen ausgedehnten Sommerurlaub mit ihrer Familie in ein weit entferntes Land reisen können, teure Klamotten tragen oder ein teures Hobby verfolgen und viel Zeit mit den eigenen Eltern verbringen können, hat für sie erst später für Frust gesorgt, sagt sie. und zwar erst ab dem zeitpunkt, wo sie angefangen hat sich mit den anderen zu vergleichen und feststellte, dass es einen Unterschied macht, wenn sie die ganzen Sommerferien in einer Kneipe gekellnert hat, um etwas Trinkgeld zusammenkratzen.

"Ich bemerke auf jeden Fall Vor- und Nachteile: Vorteil ist, dass ich mich sehr losgelöst habe von Materialistischem, also Geld, großen Anschaffungen. All das bedeutet mir extrem wenig."
Maria, ist in Armut aufgewachsen, arbeitet inzwischen als Journalistin

Irgendwann entscheidet Maria dann, dass sie alles daran setzen möchte, finanziell unabhängig zu werden. Sie investiert viel Zeit in ein Studium und arbeitet inzwischen als Journalistin. Langsam wende sich das Blatt, sagt Maria, die nun ihre Mutter, die mit ihrem Job als Altenpflegerin weiterhin in einer schwierigen finanziellen Situation stecke, unterstützt.

Aber das gehe nur allmählich, sagt Maria, den reich geworden sei sie von ihrem Job nicht. Um die Träume von ihrer Mutter von einem Haus am Meer zu erfüllen, reiche das Verdiente bisher nicht aus.

Armut als Stigma

Wie uns unsere Erfahrungen prägen, hat Maria durch ihre eigene Entwicklung feststellen können. Materielles ist ihr unwichtig: ein großes Auto, teure Klamotten, darauf legt sie gar keinen Wert. Das macht ihr das Leben zum Teil leichter als anderen, denen diese Dinge sehr wichtig sind, vermutet sie. Was ihr wiederum viel bedeutet, sind Erfahrungen: Maria möchte viel reisen, Konzerte besuchen und sich selbst tolle Bücher kaufen, sagt sie. Und das alles kostet ja auch einiges.

Es war nie Geld da, das man hätte anlegen können

Als Journalistin hat Maria inzwischen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, wie viel sie arbeiten möchte – also wie viel Zeit sie investiert, um ausreichend Geld zu verdienen. Leider reiche es noch nicht, um ihre Mutter zu unterstützen, was Maria gerne machen würde. Für das Haus am See verdiene sie definitiv nicht genug, sagt sie augenzwinkernd. Dabei bemerkt sie, dass sie bestimmte Skills in einem Leben ohne Geld auch nie gelernt hat. Beispielsweise, wie es ist, wenn man sein Geld verwalten muss. Wie man sein Kapital sinnvoll anlegt, sei derzeit eine zentrale Frage in ihrem Leben, sagt Maria.

"Ich habe nie gelernt, wie man Geld anlegt. Das ist gerade etwas, was mich total beschäftigt."
Maria, ist in Armut aufgewachsen, arbeitet inzwischen als Journalistin
Shownotes
In Armut aufwachsen
Maria: "Materialistisches bedeutet mir extrem wenig"
vom 13. Februar 2022
Moderation: 
Basti Schmitt
Gesprächspartnerin: 
Maria, Journalistin, die in Armut aufgewachsen ist