Chinesisch, indisch, türkisch, italienisch - gibt's an jeder Ecke. Aber eine Richtung fehlt in Kanada: Das Essen der Menschen, die seit Jahrhunderten dort leben. Die "First Nation People" eröffnen nun immer mehr Restaurants.
"Wir haben arktischen Saibling, der direkt aus Nunavut kommt, also am arktischen Kreis", erzählt Michael Asson, er ist Koch im "Nish Dish", einem Restaurant in Toronto. Der Koch ist stolz auf die regionalen Zutaten, die er in der Küche verarbeitet. Seine Speisen werden seit Jahrhunderten von den First Nation People, wie die Ureinwohner in Kanada genannt werden, gekocht und gegessen.
Die Zahl der Restaurants in Kanada, die ursprüngliches Essen kochen, steigt. "Das wird nicht unbedingt durch westliche Zutaten aufgepeppt", sagt Hywel Tuscano, ihm gehört das "Nish Dish". Der Koch Michael ist bei den Ojibwe groß geworden, einem der größten First-Nation-Stämme in Kanada. Auf seinem Speiseplan in der Kindheit standen Wildreis, Kürbis und besonders viel Fisch.
"Es ist sehr ursprüngliches Essen, das nicht unbedingt durch westliche Zutaten aufgepeppt wird. Deshalb haben wir zum Beispiel viele Proteine auf dem Speiseplan: Elch-Chili, Bisonherz-Steak, arktischer Saibling aus Nunavik."
Verbreitung nimmt zu
Michaels Großeltern sind noch ohne Elektrizität und fließendes Wasser aufgewachsen. Ihr Fleisch haben sie gejagt und dann geräuchert. Das ist auch das Prinzip der saisonalen Küche im "Nish Dish". Arktischer Saibling und Forelle werden in den Reservaten der First Nations von den Bewohnern gefangen.
Die Küche der First Nation People verbreitet sich in Kanada immer weiter. Ein anderer Laden heißt "Pow Wow Café". Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dennis Kastrup isst dort ein Fry Bread - ein flaches, frittiertes Brot. Dabei gehört das Brot gar nicht zur traditionellen Ernährung der First Nations, erzählt Cafébesitzer Shawn Adler.
"Ureinwohner wurden von ihrem traditionellen Land vertrieben, auf dem sie gejagt und gefischt haben. Die amerikanischen und kanadischen Regierungen haben den Ureinwohnern Rationen gegeben. Und ein Teil davon waren billige und schlechte Produkte. Daraus haben wir dann Fry Bread gemacht."
Auch heute noch ist die Situation vieler Ureinwohner nicht gut. Viele von ihnen leben auf der Straße, sind alkoholabhängig und fühlen sich von der kanadischen Regierung im Stich gelassen. Shawn will mit seinem Café aber nicht auf diese Probleme aufmerksam machen. "Die Medien erwarten das eigentlich von mir, weil ich der Besitzer von einem sehr bekannten Restaurant für First-Nation-Speisen bin", aber eigentlich will er einfach nur sein traditionelles Essen der großen kanadischen Öffentlichkeit zugänglich machen.
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