Lena Späth hat jahrelang den Iran bereist und sich dabei nicht nur in Land und Leute verliebt, sondern auch in ihre Häuser und Wohnungen. Mit einem Buch über persische Wohnkultur will die Münchnerin auf die Schönheit des iranischen Innendesigns aufmerksam machen.
Wenn wir an den Iran denken, dann kommen uns zuerst meist Atompolitik, fehlende Meinungsfreiheit oder Frauenrechte in den Sinn. Dabei ist der Iran so viel mehr, sagt Lena Späth. Sicher sehe sie auch die politische Realität und die Probleme im Iran, das sei aber eben nur eine Seite.
"Mir ging es mit dem Buch darum, mal eine andere Seite vom Iran zu zeigen."
Lena hat Nahostwissenschaften und Politik studiert. 2008 reiste sie im Rahmen des Studiums das erste Mal in den Iran und verliebte sich direkt in das Land.
Seither ist sie immer wieder zurückgekehrt, teilweise für mehrere Monate. Die Iraner sind sehr kulturbewusst und gebildet, schwärmt sie, sie lieben ihre Sprache, Literatur und Poesie, die Handwerkskunst ist vielseitig.
Iranisches Innendesign wird unterschätzt, auch von Iranern
Vor allem aber haben es ihr iranische Architektur und Design angetan. Gemeinsam mit einem Fotografen hat sie Iraner besucht, um eine andere Seite des Irans zu zeigen: iranisches Innendesign. Sie sprach Bekannte an, recherchierte auf Instagram und sogar Tinder, fragte vor Ort in Designläden und klopfte auch einfach mal an schöne Türen.
Wo sie eingelassen wurde, da machte sie Bilder von Wohnzimmern, Innenhöfen, Schlafzimmern. Entstanden ist so ein Bildband über die Schönheit persischer Wohnkultur. Die wird unterschätzt findet sie.
"Wir haben indisches Design, Marokko ist gerade in der Innendesignwelt total angesagt, wir haben mexikanisches Design. Warum kein iranisches?"
Ihr Buch "Behind Closed Curtains: Interior Design in Iran", das sie im Eigenverlag herausgebracht hat, gibt es auch im Iran zu kaufen. Das war Lena Späth wichtig, erzählt sie, um den Menschen dort zu zeigen: Das gehört zu eurer Identität, da könnt ihr stolz drauf sein! Iranisches Design kann auch cool sein!
"Im Iran herrscht so ein bisschen die Meinung: Alles Iranische ist einfach altbacken, das ist nicht cool."
Die Wohnkultur hat aber doch auch was mit der Politik zu tun, sagt Lena, die Wohnzimmer sind für sie indirekt auch politisch: Durch das Buch werde klar, dass die Menschen im Iran zwei verschiedene Leben haben – eines drinnen, wo man sich etwa auch ohne Kopftuch bewegen oder mal Alkohol trinken kann, und draußen, wo man sich an die Regeln halten muss.