Über Integration wird in den letzten Wochen viel gesprochen - und darüber, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, unsere Werte leben sollen. DRadio-Wissen-Reporterin Dena Kelishadi hat einen Integrationskurs in Berlin besucht.
Nach den Übergriffen in der Silvesternacht reißt die öffentliche Debatte nicht ab. Viele fragen sich immer noch, wie es dazu kommen konnte. Und sie fordern, dass die Integration, gerade von arabischen oder nordafrikanischen Männern, vorangetrieben wird. Schließlich sollen die mutmaßlichen Täter vor allem aus den Ländern dieser Regionen kommen.
Kulturelle Fragen stehen hinten an
Tatsächlich gibt es schon seit Jahren Integrationskurse in Deutschland. Ob sie für alle Flüchtlinge Pflicht oder Angebot sein sollen, darüber wird in der Politik noch gestritten. Wer kein Deutsch spricht, kann an solchen Kursen teilnehmen. Denn darum geht es dabei in erster Linie: Die deutsche Sprache zu lernen.
"Zuerst geht es darum, die deutsche Sprache zu vermitteln. Der Ablauf der Kurse ist nämlich so: Etwa neun Monate lang dauert der Sprachkurs. Danach erst folgt ein Kurs zur kulturellen Orientierung."
Die Übergriffe von der Silvesternacht sind auch unter den Teilnehmern eines Integrationskurses in Berlin ein Thema - auch wenn man eigentlich gerade den Akkusativ übt. Und es macht sie wütend, wenn sie hören, was andere Flüchtlinge getan haben sollen:
"I don’t accept that. I think that those guys that were involved, have a psychological issue. They should be punished for what they have done, because it’s the law."
Männer und Frauen diskutieren unter sich
Die Teilnehmer der Integrationskurse sollen lernen, dass in Deutschland Rechtsstaat und Demokratie herrschen, und dass die Gesellschaft prinzipiell gleichberechtigt und tolerant lebt - soweit die Theorie. Im Kurs spreche man schon über Spannungen zwischen den Geschlechtern, sagt Ayla Ertürk, Leiterin des größten Berliner Anbieters von Integrationskursen in Berlin. Allerdings bleiben Frauen und Männer dabei gern unter sich.
"Frauen, die aus islamischen Ländern kommen, sind nicht so offen. Die sprechen vor Männern nicht über Sexualität oder Gesundheitsfragen. Und auch Männer fühlen sich unter Männern besser und sind nicht unter Druck."
Von der Politik erhofft sich Ayla Ertürk zwar keine neuen Präventionskurse. Allerdings wären spezielle Curricula, in denen auf die Geschlechterrolle von Mann und Frau eingegangen wird, nicht schlecht, sagt sie: "Das wäre schon angebracht."
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