Die iranische Staatsanwaltschaft hat angekündigt, Instagram zu sperren. Damit würde eine weitere Möglichkeit entfallen, über ein soziales Netzwerk zu kommunizieren und Handel zu betreiben.

Die Staatsanwaltschaft Irans plant, neben Facebook, Twitter und Telegram jetzt auch Instagram zu sperren. Das hat die iranische Staatsanwaltschaft angekündigt. Als Grund gibt sie an: Auf Instagram würden unmoralische und verwerfliche Inhalte verbreitet.

Dass genau jetzt über das Verbot gesprochen wird, ist erklärbar, sagt Natalie Amiri, ARD-Korrespondentin für Iran. Ein wichtiger Grund sei, dass sowohl die Reformer als auch die Oppositionellen im Ausland praktisch nur noch Instagram zur Verfügung hätten, ihre politischen Inhalte zu verbreiten. Wird die Nutzung von Instagram nun auch noch verhindert, hätten die Hardliner in Iran die Reformer und Opposition geschwächt.

Allerdings benutzen viele Iraner die ihnen verbotene Webseiten und soziale Medien über Virtual Private Networks, VPN.

Instagram hat eine große wirtschaftliche Bedeutung in Iran

Wenn Instagram gesperrt werden sollte, hätte das nicht nur Einfluss auf die Meinungsfreiheit und Möglichkeit, diese auch zu verbreiten - es könnte für viele Iraner auch wirtschaftliche Konsequenzen haben. 

24 bis 30 Millionen Instagram-Nutzer gibt es in Iran. "Instagram ist zu einer Handelsplattform geworden", sagt Natalie Amiri. Viele Iraner würden über Instagram Produkte verkaufen. Manche Händler seien auf diese Online-Plattform umgestiegen, weil die Ladenmieten in der Stadt gestiegen sind. Andere verkauften Luxus-Produkte, die entweder verboten oder zu teuer sind für den stationären Handel.

Für Frauen sei Instagram eine Möglichkeit, sich von zu Hause aus etwas dazu zu verdienen, sagt Natalie Amiri.

Dass Instagram in Iran eine so große wirtschaftliche Bedeutung hat, ist mitverantwortlich dafür, dass Instagram bisher nicht gesperrt wurde - weil es Politik gegen viele Menschen wäre, die Instagram beruflich nutzen. Natalie Amiri: "Die Hardliner haben sich jetzt aber durchgesetzt."

"Ich gehe davon aus, dass Instagram gesperrt wird und tausende Menschen dadurch ihren Job verlieren."
Natalie Amiri, ARD-Korrespondentin für Iran

Ein neues Gesetz würde in Iran nicht einfach beschlossen und dann kommuniziert. In diesem Fall beginnt es mit der Meldung über das Urteil der Staatsanwaltschaft, Instagram würde gesperrt ohne dass dem die praktische Umsetzung folgt.

"Man will erstmal prüfen, wie Bevölkerung reagiert", sagt Natalie Amiri. Irgendwann würden sich die Iraner an die Instagram-Sperrung gewöhnen, sodass - wenn sie tatsächlich erfolgt - die negative Überraschung nicht ganz so groß ist. Natalie Amiri: "Diese Form der politisch-psychologischen Führung ist in Iran ganz oft zu sehen."

Shownotes
Eingeschränkte Medien
Social-Media-Sperre in Iran: Jetzt auch noch Instagram
vom 04. Januar 2019
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Natalie Amiri, ARD-Korrespondentin für Iran