In Deutschland sammeln Mitglieder der jesidischen Gemeinschaft Geld, um Verwandte freizukaufen, die der IS im Irak und in Syrien verschleppt hat und als Geiseln verkauft. Das haben Journalisten des BR und der Zeit herausgefunden.

Rund 5000 jesidische Frauen und Kinder soll der IS verschleppt haben. Weil die Jesiden aber keinen eigenen Staat haben, sondern eine religiöse Gemeinschaft sind, müssen sie sich selber helfen. Deshalb sammeln sie Geld, um ihre Verwandten aus den Fängen des IS befreien zu können.

Florierender Handel

Über Zwischenhändler kaufen sie die Frauen und Mädchen aus der Sklaverei. Denn das Geschäft mit den Sklaven boomt für den IS. Würden sie herausfinden, dass ein Verwandter versucht, die Mädchen freizukaufen, würde sich der Preis schnell verdoppeln. Zwischen 5000 und 10.000 Euro müssen Jesiden zahlen, die selber im Ausland beheimatet sind und einen Verwandten freikaufen wollen. Vor Ort sind die Preise für die Geiseln wesentlich günstiger.

Perfides Geschäft

Doch die Rettungsaktion hat eine Kehrseite: Denn durch das Geld für die Geiseln erhält der IS finanzielle Unterstützung. Ein moralisches Dilemma, das so leicht nicht zu lösen ist. Denn von Frauen und Mädchen, die es geschafft haben, der Gefangenschaft zu entfliehen, ist bekannt, dass die IS ihre Geiseln schwer misshandelt, die Frauen und Mädchen vergewaltigt werden. Auch von ihren späteren Käufern.

"Wir in Europa haben es sehr leicht, mit der Moralkeule da rein zu gehen. Ich sehe das auch sehr zwiespältig."
Ahmet Senyurt, ARD-Journalist

Auch in den Tagesthemen vom 26.11.2014 hat Ahmet Senyurt über das Freikaufen von Jesiden berichtet.