Ibrahim Awad Ibrahim al-Badri schließt sich einer Islamistengruppe an und wird 2004 verhaftet. Seine Haft wird zum Wendepunkt. Er wählt den Kampfnamen Abu Bakr al-Baghdadi, wird zum Mitbegründer des sogenannten Islamischen Staats (IS) und später zu dessen Oberhaupt. Er ruft 2014 das Kalifat aus – mit ihm als weltlichem und geistlichem Oberhaupt.
Am 4. Juli 2014 steht ein muslimischer Geistlicher auf einer Kanzel in der al-Nuri-Moschee in der irakischen Stadt Mossul. Er ist komplett in Schwarz gekleidet, sein Bart ist schon leicht ergraut. Er hält die Freitagspredigt vor vielen Gläubigen, die vor ihm knien und seinen Worten lauschen. Es ist Abu Bakr al-Baghdadi, der Anführer der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).
An diesem heißen Julitag ruft er das Kalifat aus, das über weite Teile des Iraks und Syriens gelten soll. Er selbst macht sich damit zum Kalifen, einem Befehlshaber über die Gläubigen, und stellt sich in die Nachfolge des Propheten Mohammed.
Terrorist Abu Bakr al-Baghdadi: Von al-Qaida zum Oberhaupt des IS
Abu Bakr al-Baghdadi ist kein Unbekannter. 2011 war er in den Krieg in Syrien gezogen und hat im Bürgerkrieg gegen Machthaber Baschar al-Assad gekämpft. Anfangs kämpft er für al-Quaida, löst sich aber 2013 von dieser Gruppe und gründet mit Gesinnungsgenossen den "Islamischen Staat" (IS), der anfangs noch als Teil von al-Qaida fungiert. Nach der Eroberung des nordwestlichen Irak und des östlichen Syrien verkündet er das Kalifat.
"Die Terrorgruppe IS tritt nicht nur als Kampftruppe auf, sondern sie will auch regieren, braucht dafür Land und ein offizielles Oberhaupt."
In der Person Abu Bakr al-Baghdadis sind nun weltliche und geistliche Führerschaft vereint. Im Kalifat gilt die Scharia als Gesetzbuch für alle religiösen und juristischen Fragen. Und das scheint für viele junge Männer und Frauen attraktiv gewesen zu sein, denn in den Monaten nach der Gründung strömen vielen Tausend Ausländer – unter ihnen etwa 1000 Deutsche – nach Syrien und schließen sich dem Kalifat an.
Nach der Eroberung Mossuls im Juni 2014 scheint der Aufstieg des IS unaufhaltsam. Aber 2019 wird Abu Bakr al-Baghdadi bei einem US-Luftangriff bei Barischa in Syrien getötet.
Ihr hört in Eine Stunde History:
- Der Islamwissenschaftler Behnam Said erläutert Ziele und Struktur des Islamischen Staats.
- Guido Steinberg von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik schätzt die aktuelle Gefahrenlage durch islamistischen Terror ein.
- Die Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle den Frauen im Islam zukommt und warum der IS für manche Frau attraktiv war.
- Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld beschreibt die Ausbreitung des Islams und das Gebiet der islamischen Expansion.
- Deutschlandfunk-Nova-Reporter Matthis Jungblut beschreibt die Ausrufung des Kalifats im Juli 2014.