2011 wurde Osama bin Laden durch die Amerikaner getötet. Seitdem hat sich al-Qaida verändert. Aber die Gefahr, die von der Organisation ausgeht, ist geblieben.

Es sind etwa neuneinhalb Minuten, die der damalige US-Präsident Barack Obama spricht. Der zentrale Satz: "Tonight, I can report to the American people and to the world that the United States have conducted an operation that killed Osama bin Laden, the leader of al-Qaida." Die Operation trug den Titel "Neptune’s Spear". "Es war mutig von Barack Obama, diesen Angriff durchzuführen", sagt der promovierte Islamwissenschaftler Behnam Said. Denn Obama habe nicht wissen können, dass die Operation wirklich gelingt.

"Lokale Konflikte werden global umgedeutet."
Islamwissenschaftler Behnam Said

Al-Qaida ist heute keine homogene Gruppe mehr

Said hat ein Buch über die Geschichte al-Qaidas geschrieben. Darin geht es um die Gründungszeit, die Rolle Osama bin Ladens als zunächst zentraler Figur und Fianzierer – sowie die Situation heute. "Nach dem Tod bin Ladens hat der Streit um sein Erbe begonnen", sagt Said. Dazu gehört zum Beispiel auch die Trennung von IS und al-Qaida.

"Al-Qaida besteht heute aus vielen regionalen Gruppen."
Islamwissenschaftler Behnam Said

"Heute ist al-Qaida keine homogene Gruppe, sondern besteht aus vielen regionalen, aber aufeinander abgestimmten Fragmenten", sagt Behnam Said. Dazu gehören Gruppen zum Beispiel im Jemen, in Afghanistan, Somalia oder Irak. Einige Zehntausend Menschen gehören insgesamt noch al-Quaida und IS an, schätzt Said. 

Die Gruppen agieren unabhängig voneinander, stehen aber im Austausch – zum Beispiel, um sich gegenseitig finanziell zu unterstützen. Eine Art al-Qaida-Finanzausgleich. Gemeinsam verfolgen sie das große Ziel, gegen die USA und den Westen vorzugehen. Dazu mischen sie sich in zahlreiche, regionale Konflikte ein und deuten diese global um. "Es geht dann nicht mehr um eine Auseinandersetzung in Syrien, sondern um einen Kampf von Muslimen gegen Nicht-Muslime", sagt Behnam Said.

In Eine Stunde Talk erzählt der Islamwissenschaftler, wie sich al-Qaida nach bin Ladens Tod entwickelt hat, wie sich die verschiedenen Gruppen finanzieren und warum er gerne an der Serie "Homeland" mitgewirkt hätte.

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Shownotes
Islamwissenschaftler Behnam Said
"Al-Qaida ist heute eine Schattenarmee"
vom 23. Januar 2019
Moderator: 
Sven Preger
Gesprächspartner: 
Behnam Said, Islamwissenschaftler