• Dlf Audiothek
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Trotz hoher Infektionszahlen und Corona-Lockdown sind in Israel die Synagogen zu Jom Kippur geöffnet. Ärzte befürchten, dass sich viele Menschen beim Beten anstecken werden. Gleichzeitig soll das Demonstrationsrecht eingeschränkt werden. Die Kritik an Regierungschef Netanyahu wächst weiter.

Stundenlang Singen und Beten in einem geschlossenen Raum – an Jom Kippur begehen so hunderttausende Menschen den höchsten jüdischen Feiertag in Israel. In der Corona-Pandemie bedeutet diese Art des Zusammenkommens aber ein hohes Infektionsrisiko. Die israelische Regierung hat zwar dazu aufgerufen, im Freien und mit Abstand und Maske zu beten, die Synagogen dürfen aber dennoch öffnen. In anderen Bereichen gibt es dagegen seit Freitag einen strengen Lockdown.

Verschärfter Lockdown in Israel

Vergangene Woche hatte Israels Ministerpräsident Netanyahu eine Verschärfung der Corona-Einschränkungen angekündigt. Bürgerinnen und Bürger dürfen sich nicht mehr als 1000 Meter von ihrer Wohnung entfernen und es darf nur noch in sogenannten essentiellen Unternehmen gearbeitet werden. Schulen und Geschäfte sind geschlossen. Auch Demonstrationen sollen verboten werden. Dass Synagogen an Jom Kippur dagegen geöffnet sein dürfen, führt zu weiteren Spannungen in der Bevölkerung.

Kritiker werfen Netanyahu vor, die Corona-Pandemie zu nutzen, um Proteste gegen ihn zu verhindern. Gestern waren wieder tausende Menschen auf die Straße gegangen. Sie werfen dem Ministerpräsidenten vor, mit ultraorthodoxen Vertretern der Regierung zusammenzuarbeiten, um sein politisches Überleben zu sichern. Besonders in ultraorthodoxen Stadtvierteln hatte es viele Neuinfektionen gegeben. Religiöse Parteien hatten sich dennoch für die Öffnung der Synagogen ausgesprochen.

Medien berichten kaum an Jom Kippur

Inwiefern Abstands- und Maskenregeln an Jom Kippur eingehalten werden, ist schwer zu erfassen, da viele israelische Medien an dem Feiertag nicht berichten. Auch Korrespondenten wie Benjamin Hammer können sich an dem Tag nicht mit dem Auto fortbewegen.

"Auf dem Rabin Platz bei mir um die Ecke in Tel-Aviv haben Männer und Frauen zusammen gebetet mit Abstand und mit Maske im Freien."
Benjamin Hammer, ARD-Korrespondent in Israel

Am Freitag hatte die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit über 8300 einen Rekordwert erreicht. Seit März wurden in Israel 1441 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 registriert.

Shownotes
Corona
Israel: Superspreading an Jom Kippur befürchtet
vom 28. September 2020
Moderatorin: 
Diane Hielscher
Gesprächspartner: 
Benjamin Hammer, Korrespondent in Israel