In Italien bewerben sich gerade ziemlich viele Parteien um ein Comeback des Faschismus, sagt Deutschlandfunk-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler. Zum Beispiel die Partei Fratelli d’Italia, eine Partei am ganz rechten Rand, deren Parteilogo eine Flamme mit Italienfarben ist. Das ist das Symbol der Flamme, die am Grab von Mussolini immer brennt.

Dann gibt es noch die Forza Nuova, auch eine offen neofaschistische Partei, sagt Jan-Christoph Kitzler. Und die Partei Casa Pound. Diese Partei hat sich auf die Fahne geschrieben, den Faschismus für das dritte Jahrtausend herzurichten und sie gilt auch Neofaschisten aus Deutschland als Vorbild. Sie reisen in Italien an, um von den Methoden der Casa Pound zu lernen. Nicht faschistisch, aber deutlich rechtsextremistisch schätzt Jan-Christoph Kitzler die Lega Nord ein.

"Die Lega Nord schickt sich an, zusammen mit Berlusconi wieder Italien zu regieren."
Jan-Christoph Kitzler, Korrespondent in Rom

Eine regierungsfähige Mehrheit scheinen diese Parteien allerdings vorerst nicht zusammenzubekommen, zumindest nicht ohne eine Koalition. Jan-Christoph Kitzler schätzt, dass alle zusammen auf maximal 10 Prozent kommen. Die Frage sei auch, welche der Parteien es über die Dreiprozenthürde schaffe, um ins Parlament zu kommen.

"Es ist eindeutig, dass sich diese Parteien anschicken, Faschismus wieder ins italienische Parlament zu tragen. Und das ist schon ein ziemlich bedrohliches Zeichen."
Jan-Christoph Kitzler, Korrespondent in Rom

Faschistische Vergangenheit kaum aufgearbeitet

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Ein Grund für die immer wieder aufkeimende Beliebtheit von neofaschistischen Parteien ist die nicht besonders gut aufgearbeitete faschistische Vergangenheit in Italien. Es gibt weiterhin viele Orte, die unkommentiert an die Mussolinidiktatur erinnern, erklärt Jan-Christoph Kitzler, zum Beispiel direkt am Olympia Stadion in Rom. Dort steht ein großer Obelisk mit der Inschrift "Mussolini Dux" also Führer. Und auch das Grab von Benito Mussolini in Predappio ist heute noch ein beliebtes Ausflugsziel von Neofaschisten.

"Da kommen jeden Tag Neofaschisten hin, die auch entsprechend den rechten Arm heben, die ins Buch schreiben: 'Duce komm zurück'. Das wird völlig unkritisch gesehen, auch von der Normalbevölkerung."
Jan-Christoph Kitzler, Korrespondent in Rom

Auch eine Rückkehr von Berlusconi schließt Jan-Christoph Kitzler nicht aus. Er wird zwar kein Amt bekleiden dürfen, weil er wegen Steuerhinterziehung verurteilt ist und frühestens Ende 2019 wieder ein politisches Amt bekleiden. Wie genau die politische Einflussnahme von Berlusconi aussehen kann, sei schwer vorherzusagen, sagt Jan-Christoph Kitzler. Aber er wird auf jeden Fall im Hintergrund die Strippen ziehen.

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Shownotes
Italien
Comeback der Neofaschisten
vom 26. Februar 2018
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Jan-Christoph Kitzler, Korrespondent in Rom