Der Jagdschein – Spitzenköchin Sarah Wiener hat ihn und auch Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, ist stolze Besitzerin, weil sie wochenlang dafür pauken musste. Ein Viertel der Jagdscheine wird inzwischen von Frauen gemacht. Zielen, abdrücken, fertig – ganz so leicht ist das Jagen aber nicht.
Jagen in Deutschland boomt. Warum das so ist, dafür gibt es einige Erklärungen. Da ist zum einen der Trend zurück zur Natur. Die Deutschen gehen häufiger wandern und auch Sport im Grünen boomt. Und da reiht sich auch das Jagen ein. Dazu kommt: In Zeiten zahlreicher Nahrungsmittelskandale interessieren sich mehr und mehr Verbraucher dafür, was bei ihnen auf den Teller kommt. Und wer da auf Nummer sicher gehen will, erlegt den Sonntagsbraten eben am besten selbst.
Längst sind es nicht mehr nur Förster oder Adelige, die sich zur Jagdscheinprüfung anmelden. Und ein Viertel aller Jagdscheine wird von Frauen gemacht. Kein ganz billiger Spaß. Mit bis zu 3000 Euro müsst ihr für den Jagdschein und die Erstausbildung rechnen, sagt unsere Reporterin Jule Reimer. Wer sich dazu entschließt, braucht ein polizeiliches Führungszeugnis – und sie oder er sollte auf jeden Fall Blut sehen können, denn neben dem Schießen geht in der Jagdschule auch um das Aufbrechen der Beute, also das Häuten und Zerlegen. Außerdem wird auch die Biologie des Waldes und seiner Bewohner gelehrt.
"Es war total spannend: Ich war bei Gesellschaftsjagd dabei auf Einladung des Forstamts Wasgau. Da waren rund einhundert Jäger dabei – davon ein Zehntel Frauen –und auch viele Treiber, diverse Hunde. Es handelte sich um eine Art Drückjagd, eine Art Treibjagd.
Unsere Reporterin Jule Reimer war bei einer Jagd dabei. Rund hundert Jägerinnen und Jäger waren daran beteiligt. Mit einigen von ihnen hat unsere Reporterin gesprochen und dabei festgestellt: Es gibt verschiedene Motivationen für die Jagd.
- Tradition – viele Jäger stammen aus Familien, in den schon seit mehreren Generationen gejagt wird
- Waldschutz – Förster jagen, um den Wald zu schützen, dadurch zählt es traditionell zu ihrem Aufgabenbereich
- Fleisch – einige Jäger jagen, weil sie das Fleisch von Wildtieren für natürlicher und daher er auch gesünder halten
- Trophäe – das Geweih von Rotwild gilt für einige Jäger als begehrte Trophäen
Egal, mit welcher Motivation die Jägerinnen und Jäger bei der Jagd, an der Jule Reimer teilgenommen hat, angetreten waren, besonders erfolgreich waren sie nicht: Kein Wild lies sich blicken. Das dürfte eine Ausnahme sein. In den vergangenen Jahrzehnten haben die Wildbestände nämlich stark zugenommen. 3.000 Wildschweine wurden in den 1990ern pro Jahr geschossen, inzwischen ist diese Zahl auf 90.000 angestiegen. Auch beim Reh- und Rotwild gibt es unglaubliche Wachstumsraten, sagt Jule Reimer.
Zum Teil hat der Mensch diesen enormen Anstieg verursacht, durch das Anlegen von Maisfeldern für die Futtermittelindustrie und das gezielte Anfüttern von Wild durch Jäger, die sich dadurch mehr Trophäen erhoffen. Als Reaktion darauf hat sich der ökologische Jagdverband gegründet, sagt Jule Reimer, der die Meinung vertritt, dass zu viel Wild die Forstwirtschaft schädigt.
"Die Naturschutzverbände kritisieren das Jagdgesetz als ein antiquiert Verständnis zum Thema Jagd und Natur."
Jagen bleibt ein Thema, das kontrovers diskutiert wird. Viele Tierschützer möchten die Hetz- und Drückjagd am liebsten ganz abschaffen. In Deutschland gilt eine Jagdpflicht, das heißt, wer ein großes Grundstück oder einen Acker außerhalb von Gemeinden und Ortschaften besitzt, muss dieses Grundstück Jägern zur Verfügung stellen. Jagdpflicht und Jagdrecht sind im Bundesjagdgesetz geregelt.
Für den Waldschutz jagen
Oft erfüllt das Jagen den Zweck, das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Was früher die Wölfe erledigt haben, müssen jetzt Jäger übernehmen. Wenn die Zahl des Reh- und Rotwildes unkontrolliert steigt, kann das dem Wald schaden, weil die Tiere die jungen Triebe an den Bäumen abfressen. Durch die Stürme, die Borkenkäfer und die Trockenheit im Sommer geht es dem deutschen Wald zurzeit nicht so gut. Das Wild zu jagen, kann helfen, nachhaltigen Schaden am Wald zu vermeiden.
"Kontrovers ist auch, wo gejagt werden darf. In Deutschland herrscht Jagdpflicht, das bedeutet, wenn du Land hast, irgendeinen Acker oder auch ein großes Grundstück außerhalb von Dörfern oder Gemeinden hast, dann musst du das Jägern zur Verfügung stellen."
Allerdings werden auch Hunderttausende von Füchsen getötet sagt Jule Reimer. Diese Jagden erfüllten keine bestimmte Funktion wie den Seuchenschutz. Dadurch gerät besonders die Fuchsjagd immer wieder in die Kritik.