Hayrî Demir ist Jeside und lebt in Deutschland. Der 23-Jährige spricht im Interview über die Jesiden selbst - und über Tabus und Kopfsalat.
Rund 80.000 Jesiden leben in Deutschland - sie bangen um das Leben ihrer Familien und Freunde im Irak. "Meine Eltern kamen als Flüchtlinge aus der Türkei in den 1990er-Jahren nach Deutschland", sagt Hayrî Demir. Der 23-Jährige studiert Jura in Hannover und betreibt das Nachrichtenportal Ezidi Press.
Hayrî beschreibt die Gruppe der Jesiden als Religionsgemeinschaft. Da die Jesiden immer wieder verfolgt worden seien, habe sie das auch zu einer Volksgruppe gemacht, die stark zusammenhalte.
"Viele Regeln lockern sich nach und nach."
Für die Jesiden gelten keine strengen Regeln, eher Tabus, sagt Hayrî. Und ein Bruch von Tabus sei keine Todsünde. Doch eine klare Regel gibt es: Man wird als Jeside geboren. Das bedeutet in der Konsequenz, dass Jesiden meist untereinander heiraten. "Das ist keine religiöse Regel, eher eine historische", sagt Hayrî. Aufgrund der Verfolgung hätten sich die Jesiden lange isoliert. Doch diese Regel lockere sich langsam. Vor allem in den Exilgemeinschaften der Jesiden, wie hier in Deutschland.
Als Jeside wird man geboren
Ein anderes Tabu ist, keinen Kopfsalat zu essen. Ein jesidischer Heiliger wurde auf einem Salatfeld ermordet und sein Blut sei auf die Salatköpfe getropft. Jesiden essen deshalb keinen Salat.
Zurzeit seien die Jesiden in Deutschland im Ausnahmezustand. Hayrî selbst verbringt 18 bis 19 Stunden täglich am Computer, um die Nachrichten aus dem Nordirak zu verfolgen. Dass die Jesiden jetzt wieder verfolgt werden, im Jahr 2014, damit habe niemand gerechnet, sagt Hayrî. "Das belastet uns alle sehr."