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Die Journalistin Jana Simon hat verschiedene Menschen in Deutschland begleitet: vom Banker über die Krankenschwester und Influencerin bis zum Spitzenpolitiker. Dabei hat sie herausgefunden, was diese Menschen verbindet und trennt.

Es ist der Abend des ganz persönlichen Triumphes für Alexander Gauland im September 2017. Seine Partei, die AfD, wird drittstärkste Kraft im deutschen Bundestag. Und ein Teil seiner Anspannung entlädt sich auf einer Pressekonferenz, die mit zur Geschichte dieser Wahlen gehört. Flankiert von seinen Parteifreunden steht Gauland auf der Bühne, das Mikro in der Hand. Er ruft das, was die Menschen vor ihm hören wollen: "Wir werden Frau Merkel oder wen auch immer jagen. Und wir werden uns unser Land und unser Volk zurückholen."

Jana Simon hat sieben sehr verschiedene Menschen in Deutschland begleitet

Mit dabei an diesem Abend ist die Journalistin Jana Simon, die Gauland schon längere Zeit begleitet. Simon kennt mittlerweile die beiden Gesichter Gaulands. Im persönlichen Gespräch sei er klug, durchaus auch zur Selbstironie fähig. Auf der Bühne sagt er dann aber das, was ihm den meisten Applaus einbringe. Gauland ist einer von insgesamt sieben Menschen, die Simon in den vergangenen Jahren begleitet oder immer wieder getroffen hat. Und es gibt da dieses eine Gefühl, das alle verbindet: "Das Gefühl, dass keiner mehr Verantwortung für etwas übernimmt. Sondern es immer irgendwohin delegiert wird", sagt Simon, "Und dass man sich damit zunehmend einsamer und ohnmächtiger fühlt."

"Das Gefühl, dass keiner mehr Verantwortung für etwas übernimmt. Sondern es immer irgendwohin delegiert wird. Und dass man sich damit zunehmend einsamer und ohnmächtiger fühlt."
Jana Simon, Journalistin, über das, was die sieben verschiedenen Menschen miteinander verbindet

Die Beispiele sind zahlreich: Die Krankenschwester, die nicht weiß, wie sie die Miete in München noch bezahlen soll. Die Mittelstands-Familie, die 500.000 Euro für ein Eigenheim abbezahlen muss. Der Polizist, der mit überalterter Technologie den Staat schützen soll. Oder die Influencerin, die Herpes hat und deswegen keine stylish-schönen Bilder posten kann. Sie alle spüren Druck und haben mehr Fragen als Antworten: Kriegen wie jemals eine Rente? Wie bekomme ich Job und Familie unter einen Hut? Wo kann ich wie wohnen?

"Die Idee, wie man es anders machen kann, hat keiner."
Jana Simon, Journalistin

"Die Idee, wie man es anders machen kann, hat keiner", sagt Jana Simon. "Da ist komplette Ratlosigkeit." Und miteinander reden geht kaum mehr. Wobei die Risse quer durch die Familien gehen. Das gilt auch für Alexander Gauland. Seine Tochter ist evangelische Pfarrerin und wählt die Grünen. "Über Politik können die beiden nicht mehr reden", sagt Jana Simon.

In Eine Stunde Talk erzählt die Journalistin und Schriftstellerin von ihren Begegnungen, wo auch sie Druck spürt und was wir vielleicht doch gemeinsam gegen die Ohnmacht tun können.

Wir freuen uns über eure Mails an mail@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Journalistin Jana Simon
"Wir müssen im Gespräch bleiben"
vom 24. April 2019
Moderator: 
Sven Preger
Gesprächspartnerin: 
Jana Simon, Journalistin