Junge Leute bekommen fünf Minuten in einer Talkshow, sagt Sarah Hadj Ammar, "aber wir haben so viel zu sagen!" Was genau, das hat sie zusammen mit anderen vom Jugendrat der Generationenstiftung in einem Buch aufgeschrieben: "Ihr habt keinen Plan, darum machen wir einen!", heißt es.
Kaum erschienen, schon ist das Buch auf der Spiegel-Bestsellerliste der Sachbücher auf Platz 3. Sarah Hadj Ammar ist Mitautorin von "Ihr habt keinen Plan". Sie ist 20 Jahre alt, studiert Biomedizin in Würzburg und ist seit Jahren in der Klimabewegung aktiv.
Wenn sie an ihre Zukunft denkt, dann hat sie große Angst, sagt sie. Und sie ist wütend - auf diejenigen in Machtpositionen, die jungen Leuten wie ihr nicht zuhören oder sie nicht ernst nehmen. Denn schließlich gehe es doch um die Zukunft - ihre und die aller Menschen.
"Wir wissen, dass wir auf einen Abgrund zusteuern, vor allem in Sachen Klimakrise - und das ist jetzt nicht meine Erfindung oder kindliche Angst, sondern tausende Wissenschaftler sagen uns das Tag für Tag."
Die Politik verspielt ihr Vertrauen, findet Sarah Hadj Ammar, wenn Verträge wie das Pariser Klimaabkommen nicht eingehalten werden, wenn leere Versprechungen gemacht würden, aber "keine Taten folgen."
Zur Veröffentlichung ihres Buches beispielsweise hätten die Autoren alle Abgeordnete des Bundestags, alle Minister und die Bundeskanzlerin zum Gespräch eingeladen, aber eine Antwort hätten sie nicht bekommen, so Sarah Hadj Ammar.
"Es gibt Forderungen in diesem Buch, die kann man jetzt gleich umsetzen, beispielsweise umweltschädliche Subventionen stoppen. Und dann gibt es andere Punkte, die sind ein Prozess. Es ist ein gesellschaftlicher Wandel, der passieren muss."
Mitgewirkt an dem Buch haben auch Experten wie der Klimaforscher Hans-Joachim Schellnhuber oder die Ökonomin und Expertin für Klimapolitik, Maja Göpel. Es liefert eine Bestandsaufnahme, klärt auf über Klimawandel, soziale Ungleichheit oder die Folgen der Digitalisierung, stellt aber auch konkrete Forderungen auf.
"Wir wissen nicht alles, ihr könnt gerne Gegenvorschläge machen, wenn wir zum selben Ziel kommen"
Im Prozess des Schreibens sei ihr klar geworden, dass alles zusammenhängt, sagt Sarah Hadj Ammar, "dass wir ganzheitlich denken müssen, dass wir nicht nur ein Buch über den Klimawandel schreiben können, sondern dass wir dann auch über unsere Wirtschaftsweise sprechen müssen" - und über Demokratie, globale Gerechtigkeit und Frieden, fügt sie hinzu.
Gemeinsame Haltung gesucht
Die Forderungen, die im Buch genannt werden, sind vielfältig - sie reichen vom Schutz der Wälder oder den Stopp klimaschädlicher Subventionen bis hin zu gesellschaftsverändernden Prozessen. Manche klingen vielleicht naiv - etwa die Idee, dass Facebook WhatsApp und Instagram abgeben soll.
"Jeder kann sich dahinter stellen, ob 85 oder 18 - alle wollen eine Zukunft und eine Zukunft für ihre Nachfahrinnen."
Doch Sarah Hadj Ammar sagt: Der Plan sei umsetzbar, wenn man wirklich etwas verändern wolle. Außerdem sei man ja gesprächsbereit: "Wir wissen nicht alles", sagt sie. Jeder könne Gegenvorschläge machen. Insofern sei ihr Buch eine Einladung zum Dialog. Und diese Einladung gelte für alle: "Wir definieren uns nicht über das Alter, sondern wir definieren uns über eine Haltung". Denn die Frage nach der Zukunft sei eine generationenübergreifende Sache.