Bisher ist die Protestbewegung 'Occupy-Guguță' noch überschaubar: Rund 50 Moldauer trommeln in der Hauptstadt Chișinău mit Sambarhythmen gegen korrupte Politiker und schlechte Jobaussichten an. Mit ihren kreativen und lautstarken Protestaktionen haben sie es schnell an die Spitze der Demos der Oppositionsparteien geschafft. Dadurch konnten sie mehr Anhänger und öffentliche Aufmerksamkeit gewinnen.
Pro Tag verlassen rund 100 Bürger die Republik Moldau. Sie wandern ins Ausland aus, weil sie sich dadurch bessere Chancen erhoffen. Constanţa hat bereits im Ausland gelebt und ist dann in ihr Heimatland zurückgekommen. Die Architektin lebt jetzt wieder in der moldauischen Hauptstadt Chișinău und möchte auch dableiben. Nicht so gut findet sie, dass sie in der Republik Moldau viel weniger verdient als das, was sie im europäischen Ausland für ihren Job bekommen hat.
"Wir wissen sehr genau, dass wir uns jederzeit auf einen Job bewerben und gehen könnten, aber wir wollen einfach in unserem eigenen Land leben und versuchen es zu verbessern. Uns ist klar, dass das ein langer Weg ist."
In ihrer Zeit im Ausland ist Constanţa allerdings auch klar geworden, wie sehr sie sich als Moldauerin fühlt und dass sie das Land, in dem ihre Freunde und Familie leben, nicht verlassen will. Stattdessen möchte sie aktiv etwas dafür tun, dass sich die politische und gesellschaftliche Situation langfristig verbessert. Deswegen hat sie sich, wie viele Kreative aus der moldauischen Hauptstadt, der Protestbewegung Occupy Guguță angeschlossen.
Unser Korrespondent Thielko Grieß war in Chișinău und hat sich mit den Demonstranten der Occupy-Guguță-Bewegung über ihre Ziele unterhalten. Den Protestierenden geht es vor allem darum, ein halbwegs normales Leben zu führen, berichtet unser Korrespondent Thielko Grieß. Das bedeutet, sie möchten die Aussicht auf Jobs, von denen sie auch einigermaßen leben können. Sie wollen die Korruption beseitigen, mithilfe derer sich eine kleine Minderheit auf Kosten der Bevölkerung bereichert. Sie wünschen sich eine Justiz, die funktioniert, damit Menschen, die Straftaten begehen, auch dafür verurteilt werden. Und sie wünschen sich, dass ihr Land die Voraussetzungen erfüllt, die notwendig sind, damit es langfristig Teil der EU werden kann.
"Sie wollen ein Land, in dem man halbwegs normal Leben kann. Sie sagen, es wäre doch mal ok, wenn es nicht weiter so ginge, dass ein ganz kleiner Teil der Bevölkerung sich wahnsinnig bereichert auf Kosten des anderen, des großen Teils. Der dann am Ende arm bleibt."
Die Mitglieder, der Occupy-Guguță-Bewegung treffen sich im verfallenen Gebäude des ehemaligen Kinder-Cafés Guguță. Auf der Rückseite des alten Quaderbaus planen sie ihre Aktionen und bereiten ihre Plakate vor. Unser Korrespondent Thielko Grieß war bei der letzten Parlamentswahl in der Republik Moldau und hat da schon erste Erfolge der Protestbewegung wahrgenommen.
Moldauische Demonstranten treten für demokratisches Miteinander ein
Thielko Grieß sagt, dass sich die Lethargie, die überall in der Republik zu spüren sei, ein wenig auflöse. Er macht das daran fest, dass die Protestbewegung ein klein wenig eine Alternative zur bestehenden politischen Situation im Land biete. Bei der vergangenen Parlamentswahl haben sich die Demonstranten beispielsweise auf die Straße gestellt, berichtet unser Korrespondent, und Passanten das Wahlsystem erklärt. Kein etablierter Politiker hat das getan, sagt er. In diesem Sinne treten die Occupy-Guguță-Mitglieder für die transparenten Regeln einer Demokratie ein.
Bisher gibt es kaum Gründe für junge Moldauer, die auf Jobsuche sind, optimistisch zu sein, findet Thielko Grieß. Die Republik Moldau sei ein Beispiel für einen gescheiterten Staat auf europäischem Boden. Sein Fazit: "Dieses Land führt einem auf kleiner Fläche vor Augen, was passiert, wenn sich eine Elite nicht für ihr Land interessiert, sondern nur für den eigenen Kontostand." Es sei wirklich sehr, sehr trostlos und hoffnungslos, was aber nicht bedeute, dass das Land nicht schön oder seine Menschen nicht wunderbar seien.