Sie leben in Schlössern, gehen auf Elite-Internate und schippern im Sommer mit einer Yacht vor der Côte d'Azur: Junge Adelige. Aber ist das wirklich so? Feli ist adelig und eine echte Prinzessin – und sie wohnt nicht in einem Schloss, sondern in Berlin-Mitte.
Ohne Krone in der U-Bahn
Feli hat in Berlin studiert: Kommunikation und Wirtschaft. Heute arbeitet sie als Unternehmensberaterin. Sie liebt Yoga und reisen. Statt mit der Limousine fährt sie mit der U-Bahn. Sie hat Nebenjobs seit sie 15 Jahre alt ist. Seitdem sie volljährig ist, bekommt sie kein Geld mehr von ihren Eltern. Sie hat lange in einer WG gewohnt, jetzt wohnt sie in einer Wohnung in Berlin-Mitte. Die Miete zahlt sie selbstverständlich selber, sagt sie.
Hört sich alles eigentlich nach einem ganz normalen Leben einer 25-jährigen an. Aber: Feli ist eine Prinzessin – eine echte Prinzessin.
"Man schämt sich nicht dafür, aber es ist schon mit vielen Vorurteilen verbunden. Und bin vom Typ her einfach nicht die Klischee-Prinzessin."
In ihrem Ausweis heißt sie: Julia Felicitas Leopoldine Friederike Franziska Prinzessin von Anhalt. Sie ist eine von drei Töchtern von Julius Eduard Erdmann Ernst-August Prinz von Anhalt. Er ist das Oberhaupt der Askanier – ein deutsches Uradelsgeschlecht, dessen Geschichte bis ins 11. Jahrhundert reicht. Eine wahrhaftig "blaublütige" Familie. Oder etwa nicht?
Ein bisschen adelig
Nicht ganz. Feli ist zwar auf teure Internate und Privatschulen gegangen – am Bodensee, in Berlin und in England. Ihre Eltern legten viel Wert auf Erziehung und Tischmanieren. Kleider mit Puffärmeln und Blümchen gehörten als Kind zum Alltag. Heute trägt sie nur noch schwarz und besitzt kein einziges Kleid mehr. In einem Schloss wohnt sie auch nicht. Ihre Familie besitze nicht mal mehr eins, sagt sie. Traurig sei sie darüber nicht. Schlösser habe sie sowieso nie gemocht.
"Ich war nie Fan von Schlössern. Ich fand die immer groß, kalt, angsteinflößend. Die Magie, die das für viele hat, hatte es für mich nicht. Ich würde jede Neubau-Wohnung einem Schloss bevorzugen."
Auch sonst ist die Familie von Anhalt eher unkonventionell. 1980 heiratet Felis Vater, Eduard Prinz von Anhalt, die Bürgerliche Corinna Krönlein. Ihre Ehe dauert 34 Jahre, 2014 lassen sie sich scheiden. Ihre Mutter sei Buddhistin und Hippie, sagt Feli. Ab und an geht sie mit ihren Töchtern auch auf Techno-Partys. Durch den Einfluss der Mutter sei sie sehr locker aufgewachsen, sagt Feli. Im Jahr 2010 ließ ihr Vater, als Chef des Hauses, sogar das Hausgesetz ändern und führte die weibliche Erbfolge ein.
"Bei uns war das immer so, dass meine Eltern meinten: Umgib dich mit den Menschen, die dir gut tun und dich glücklich machen. Der Rest war egal."
Auf Partys, wo sich der adelige Nachwuchs trifft, ist Feli eher selten: "Ich hab kein Bock, den ganzen Abend übers Jagen zu reden", sagt Feli. Einen Vorteil habe es aber adelig zu sein, sagt sie. Für Kontakte und Networking sei der Name "von Anhalt" schon sehr praktisch. In der Uni war ihr der Name aber immer eher peinlich.
"Am 1. Tag in der Uni kam ich in Jogginghose, verkatert und ungeschminkt. Dann lesen die jeden Namen laut vor. Bei meinem drehen sich dann auch die um, die in den letzten 15 Minuten auf ihr Handy gestarrt haben."
Empowerment: Die Prinzessin von Heute
Ginge es nach Feli, sollte der Begriff „Prinzessin“ neu definiert werden. Für viele kleine Mädchen sei die Prinzessin ein Vorbild. Die moderne Prinzessin sollte deswegen gut erzogen, aber auch selbstbestimmt und emphatisch sein, sagt Feli.
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