Es ist heiß, sogar sehr heiß zurzeit. Da wünschen sich viele von uns einfach nur den Sprung in einen kalten See oder Fluss. Das kann unter Umständen aber tödlich enden. Reingehen statt reinspringen ist bei diesen Temperaturen die bessere Lösung.
Springen wir bei diesen heißen Temperaturen in einen kalten See, dann können im schlimmsten und eher seltenen Fall zwei Szenarien eintreten: Wir sterben an einem Kälteschock oder wir ertrinken sofort, ohne, dass wir etwas dagegen tun können. Um das zu vermeiden, sollten wir den Körper Schritt für Schritt an die Wassertemperatur gewöhnen, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporter Henri Sarafov.
Konkurrierende Reflexe
Springen wir mit einem aufgeheizten Körper in einen kalten See, werden im Körper zwei konkurrierende Reflexe ausgelöst: Zum einen verlangsamt sich unser Puls beim Eintauchen in das Wasser, die Kälte führt aber auch zu einer Pulsbeschleunigung.
Wenn diese beiden Reflexe gleichzeitig eintreten, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, erklärt Ulrich Jost, stellvertretender Bundesarzt bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Diese können dann innerhalb von zwei Minuten zum Herzstillstand führen. Bei einem Kopfsprung ist das Risiko zudem am größten.
"Beim Eintauchen in das Wasser verlangsamt sich der Puls. Ein Kältereiz führt aber zu einer Pulsbeschleunigung. Das heißt, es kann bis zur tödlichen Herzrhythmusstörung führen."
Ein anderes Szenario kann das sofortige Ertrinken sein. Auch hier spielt ein Reflex eine Rolle, denn, wenn wir in kaltes Wasser springen, dann versucht unser Körper automatisch, Luft zu holen, ohne, dass wir diesen Vorgang kontrollieren können, erklärt Henri Sarafov.
Kälteschock kann jeden treffen
Einen Kälteschock kann jede Person erleiden, auch jüngere Menschen, die beispielsweise viel Sport machen. Grundsätzlich sind aber ältere Personen oder Menschen mit Kreislauf-Problemen oder Herzerkrankungen gefährdeter.
"Auch wer jung ist und viel Sport macht ist möglicherweise von einem Kälteschock betroffen."
Ein weiterer Risikopunkt: Alkohol. Gerade bei einem langen Seetag können schon mal ein, zwei Bierchen getrunken werden. Damit in den See zu springen, wäre noch deutlich gefährlicher, denn mit Alkohol im Blut kann ein Kälteschock noch schneller eintreten.
Auch 18 Grad noch kritisch
Die gefährlichen Temperaturen sind dabei gar nicht so niedrig. 12 bis 14 Grad sind laut Ulrich Jost eine kritische Grenze. Liegen wir allerdings den ganzen Tag in der Sonne und sind von der Sonnenwärme aufgeheizt, können auch schon 16 bis 18 Grad gefährlich werden.
"Es ist aber durchaus mit dem gesunden Menschenverstand nachzuvollziehen, wenn jemand lange in der Sonne gelegen hat und von der Sonnenwärme aufgeheizt ist, dass dann auch 16 bis 18 Grad schon kritisch werden können."
Allerdings sind in Deutschland auch die meisten Gewässer wärmer als 18 Grad. Vorsichtig sollte man dennoch sein und am besten den Körper langsam an die Temperaturen gewöhnen. Das geht allerdings in der Regel sehr schnell, sagt Ulrich Jost. Wenn der ganz Körper und vor allem Nacken und Gesicht Schritt für Schritt mit dem kalten Wasser in Berührung kommen, ist der Körper die neue Temperatur gewöhnt.
Wechselduschen kann helfen
Wer seinen Körper ganz grundsätzlich auf extreme Hitze oder Kälte vorbereiten möchte, kann sich mit dem Wechselduschen anfreunden: Dafür sollte man jeden Morgen sieben Sekunden ganz kalt und dann wieder für ein paar Sekunden ziemlich heiß duschen. Diesen Vorgang kann man für ein bis zwei Minuten wiederholen. Eine Garantie dafür, keinen Kälteschock zu erleiden, ist das Wechselduschen aber nicht.