Im französischen Wahlkampf geht es gerade um einen Hochdruckreiniger. Zumindest indirekt: Die konservative Präsidentschaftskandidatin Valérie Pécresse hat den Markennamen Kärcher im Zusammenhang mit Kriminalitätsbekämpfung genannt. Damit ist sie nicht die erste. Die deutsche Firma hat deshalb erneut darum gebeten, das zu unterlassen.

Nicht wenige nutzen den Ausdruck, wenn mal wieder was richtig dreckig ist und mit dem Hochdruckreiniger gesäubert werden sollte: "Das muss mal ordentlich abgekärchert werden!" Der Markenname wurde jetzt auch im französischen Wahlkampf verwendet: Wegen der steigenden Kriminalitätsrate in ihrem Land sollte man "den Kärcher wieder aus dem Keller holen", hat Valérie Pécresse, die Kandidatin der Republikaner, gesagt.

Kampf gegen Kriminalität

Zehn Jahre lang habe der Hochdruckreiniger dort nur herumgelegen – Schuld daran seien François Hollande und Emmanuel Macron. Jetzt sei es an der Zeit, bestimmte Viertel damit zu reinigen. Übersetzt heißt das: Valérie Pécresse möchte Kriminelle und Drogendealer von den Straßen bekommen und ihnen die Staatsbürgerschaft entziehen.

Das deutsche Familienunternehmen aus Baden-Württemberg fand die Verwendung seines Namens "Kärcher" in diesem Zusammenhang gar nicht toll und hat in einer Mitteilung darum gebeten, doch bitte aus dem Wahlkampf herausgelassen zu werden.

"Das Unternehmen Kärcher möchte nicht mit einer Partei in Verbindung gebracht werden."
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova

Politiker und Medien sollten Abstand davon nehmen, den konkreten Markennamen zu erwähnen. Das Unternehmen setze sich für "starke bürgerliche Werte" ein, möchte aber nicht mit einer Partei in Verbindung gebracht werden.

Schon Sarkozy wollte 2005 "kärchern"

Scheinbar trifft das Unternehmen damit nicht auf offene Ohren. Bereits 2016 hatte Kärcher einen Brief an alle Leute verschickt, die sich um die Präsidentschaft beworben haben – mit der Bitte, die Firma aus dem Wahlkampf herauszulassen.

Verwendet wird das Synonym bereits seit 2005: Damals hatte Nicolas Sarkozy, von 2007 bis 2012 französischer Staatspräsident, das Bild des Kärchers gegen kriminelle Menschen verwendet – und zwar immer wieder. Valerie Pécresse hat diesen Spruch also quasi nur wieder aus der Mottenkiste geholt.

"Valerie Pécresse hat den Kärcher-Spruch nur wieder aus der Mottenkiste geholt."
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova

Und warum das alles? Weil Kärcher in Frankreich so populär ist, dass der Name einfach synonym für alle Hochdruckreiniger benutzt wird. Das Wort "kärchern" steht auch im Duden.

Ähnliche Beispiele sind Tempo für Taschentuch, Aspirin für Kopfschmerztablette oder Uhu für Klebstoff. In Großbritannien und den USA gibt es das generic trademark, also die generische Marke. Damit gemeint sind Markennamen, die derart populär sind, dass irgendwann die Marke für das Produkt steht.

USA: Gattungsbezeichnung Aspirin

In den USA ging es irgendwann um die Frage, ob das überhaupt noch (nur) ein Markenname ist – oder ob der Name eben bereits zur Gattungsbezeichnung geworden ist. Im Fall von Aspirin ist es tatsächlich dazu gekommen, dass die Marke nicht mehr geschützt ist: In den USA dürfen inzwischen auch andere Schmerztabletten unter dem Namen verkauft werden.

"In den USA dürfen unter dem Namen Aspirin auch andere Schmerztabletten verkauft werden."
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova

Ähnlich verlief der Fall beim "Flip Phone", einem Klapp-Handy, das ursprünglich eine Marke von Motorola war.

Schwierig wird es für eine Marke oft dann, wenn sie sich als Verb in der Sprache fest etabliert hat. Bestes Beispiel: googeln. 2014 hat ein Gericht in den USA entschieden, dass die Marke Google (vorerst) besteht, obwohl das Verb so geläufig ist.

Shownotes
Wahlkampf in Frankreich
"Kärchert sie weg" – Wenn eine Marke zum Begriff wird
vom 13. Januar 2022
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Anke van de Weyer, Deutschlandfunk Nova