Kaffee kann viel: Aufputschen, Schmerz lindern - aber auch abhängig machen. Wir können schon seit ein paar Hundert Jahren nicht ohne Koffein. Angefangen hat aber alles mit Ziegen, erklärt Medizinhistoriker Wolfgang Eckart.

Dass Kaffee eine aufputschende Wirkung hat, ist nicht erst seit gestern bekannt. Schon eine mittelalterliche Sage beschreibt das, sagt Medizinhistoriker Wolfgang Eckart: "Da hat ein Hirte beobachtet, dass die Ziegen, wenn sie am Kaffeebaum geknabbert haben, anfingen, lustig herumzuhüpfen und gar nicht mehr zu beruhigen waren." Der Hirte hat sich daraufhin überlegt, ob das Ganze auch bei Menschen funktioniert.

Schriftsteller liebten Kaffee

Heute wissen wir: Tut es. Allerdings kann Kaffee auch süchtig machen. Im 18./19. Jahrhundert, zur Zeit der Romantik, erforschte der Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge auf Anraten von Johann Wolfgang von Goethe zum ersten Mal die Wirkung von Koffein.

"Schriftsteller, wie Balzac oder Goethe oder überhaupt Leute, die sehr viel nachts arbeiten mussten, die haben sehr gerne Kaffee getrunken."
Medizinhistoriker Wolfgang Eckart über Kaffee-trinkende Schrifsteller

Um nachts wach und kreativ zu sein, tranken Schriftsteller früher viel Kaffee, sagt Wolfgang Eckart. "Bei Kaffee konnten sie lange konzentrationsfähig bleiben und dann entwickelte sich eine Kaffeesucht", sagt er. Herzrasen, starkes Herzklopfen, Übelkeit können die Folgen von Kaffeeabhängigkeit sein. Allerdings ist die Abhängigkeit nur relativ kurz, sagt Wolfgang Eckart. "Wenn man das dann absetzt, hat man einen kalten Entzug, der dauert eigentlich nur ein paar Stunden."

Je nachdem, welche Grunderkrankungen vorhanden sind, kann so eine Kaffeesucht auch gefährlich werden, so der Medizinhistoriker. "Wenn man was an der Leber hat oder der Schilddrüse, dann kann das Krankheitsbild verstärkt werden."

"Ansonsten ist Kaffee ein relativ ungefährliches Getränk, wenn es richtig angewandt wird."
Wolfgang Eckart über Kaffeekonsum

Also: Beim Kaffeekonsum auf Grunderkrankungen achten und nicht zu viel Kaffee trinken, rät Wolfgang Eckart.

Medizinische Wirkung

Darüber hinaus hat Kaffee auch einige positive Wirkungen, die sich die Medizin zunutze macht. Kaffee regt die Verdauung an und kann bei Schmerzen helfen. Die Wirkung von Schmerzmedikamenten wie ASS oder Paracetamol wird durch die Zugabe von Koffein leicht verstärkt, "weil das Koffein selbst eine schmerzlindernde Wirkung hat", sagt Wolfgang Eckart.

Besonders bei Kopfschmerzen kann Koffein helfen: Bei Spannungskopfschmerzen zum Beispiel weitet Koffein die Gefäße, regt die Blutzirkulation im Gehirn an und die Kopfschmerzen werden besser.

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Shownotes
Entdeckung des Koffeins
Als die Ziege am Kaffeebaum knabberte
vom 31. Januar 2017
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Wolfgang Eckart, Medizinhistoriker