Seit dem 12. Jahrhundert hatten die Shogune Japan regiert. 1868 ändert sich das: Kaiser "Tenno" Meiji besteigt den Thron und leitet die Entwicklung Japans zu einer asiatischen Großmacht und führenden Industrienation ein.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist für Japan schwierig. Lange Zeit hatte sich das Land abgekapselt vom Rest der Welt. Japaner durften nicht aus- und Ausländer nur in Ausnahmefällen einreisen. Die japanische Ökonomie ist angesichts eines sich ausweitenden weltweiten Handels ins Hintertreffen geraten, was zu Spannungen und inneren Unruhen im Land führt.

Gleichzeitig rückt Asien immer mehr in den Fokus der europäischen Großmächte, die in Japan und anderen Staaten Handelsstützpunkte und sichere Häfen für ihre Schiffe brauchen. Sie locken nicht nur mit lukrativen Handelsbeziehungen, sondern auch mit Geld für Konzessionen in Häfen oder für den Abbau von Rohstoffen.

Öffnung Japans oder weiterhin Abkapselung?

Einige Japaner wollen die neuen Möglichkeiten nutzen, andere warnen vor der damit notwendig werdenden Öffnung des Landes zum Rest der Welt. 1853 werden die ersten Verhandlungen über Konzessionserteilungen an amerikanische und russische Unternehmen erfolgreich abgeschlossen, wenig später folgen derartige Verträge mit britischen und holländischen Firmen.

Während die Profiteure dieser Verträge mit der Entwicklung zufrieden sind, rumort es bei den alten Eliten, die eine mächtige Gegenbewegung zu Shogun Tokugawa bilden.

Großkönig Meiji

Diese inneren Schwierigkeiten führen 1868 zur Abschaffung des Shogunats in Japan. Seit dem 12. Jahrhundert hatten die aus dem Kriegeradel der Samurai stammenden Shogune das Land regiert. Nun aber wird wieder ein "Tenno" eingesetzt, der die uralte japanische Tradition der unnahbaren, fast schon als Götter verehrten Großkönige bzw. Kaiser wieder aufleben lässt. Mit dem neuen Herrscher Meiji (Eigenname: Mutsuhito) beginnt die Öffnung und Modernisierung Japans, die zwar von Aufständen und terroristischen Aktionen begleitet ist, letzten Endes aber den Weg Japans zu einer führenden Industrienation ebnet.

Ihr hört außerdem in Eine Stunde History:

  • Der Heidelberger Japanologe Hans Krämer beschreibt den ersten Tenno Meiji, der 1868 auf den Thron kam und die Entwicklung Japans zu einer asiatischen Großmacht einleitete
  • Christine Liew, stellv. Leiterin des Ostasieninstituts der Hochschule Ludwigshafen am Rhein, erläutert die Bedeutung der Meiji-Zeit für die japanische Geschichte
  • Christian Tagsold vom Institut für Modernes Japan an der Uni Düsseldorf beschreibt die Rolle des Tennos in der heutigen Zeit
  • Deutschlandfunk-Nova-Geschichtsexperte Matthias von Hellfeld geht zurück in die Zeit vor der Meiji-Restauration und erläutert die Gründe, die zu einer Öffnung Japans führten
  • Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Veronika von Borries erinnert an den "Fünf-Paragraphen-Eid", mit dem die neue Ära in der Geschichte Japans begann
Shownotes
Thronbesteigung des "Tenno"
Kaiserreich Japan: Die Meiji-Restauration 1868
vom 24. Februar 2023
Moderator: 
Markus Dichmann
Gesprächspartner: 
Matthias von Hellfeld, Deutschlandrfunk-Nova-Geschichtsexperte
  • Deutschlandfunk Nova-Reporterin Veronika von Borries erinnert an den "Fünf Paragraphen-Eid", mit dem die neue Ära in der Geschichte Japans begann
  • Der Heidelberger Japanologe Hans Krämer beschreibt den ersten Tenno Meiji, der 1868 auf den Thron kam
  • Die Ostasienexpertin Christine Liew erläutert die Bedeutung der Meiji-Zeit für die japanische Geschichte
  • Christian Tagsold vom Institut für Modernes Japan an der Düsseldorfer Universität beschreibt die Rolle des Tennos in der heutigen Zeit