Geht es um den Klimaschutz, dann ist schnell von Verboten die Rede. Dabei können auch Anreize helfen, uns zum Umdenken zu bewegen. Warum das manchmal besser funktioniert, erklärt uns der Psychologe Gerhard Reese.
Laut dem ARD-Deutschlandtrend finden 72 Prozent der Befragten Anreize sinnvoller, um den Klimaschutz in Deutschland voranzubringen. Nur 15 Prozent der Befragten glauben, dass Verbote die Bevölkerung eher zu klimabewusstem Handeln bewegen. Tatsächlich macht es einen großen Unterschied, ob uns etwas verboten wird oder ob wir sanft in die richtige Richtung geschubst werden.
Allein das Wort Verbot würde zu einer innerlichen Sperre führen, bei der wir vielleicht auch nicht mehr darüber nachdenken, ob ein Verbot sinnvoll sein könnte, meint der Umweltpsychologe Gerhard Reese.
"Wenn wir irgendwas von Verbot hören, dann klingeln gleich die Alarmglocken. Dann denken wir: Oh, Freiheitsbeschneidung! Und das ist halt etwas, was erstmal zu einer ganz natürlichen Abwehrreaktion führt."
Wenn wir zum Beispiel klimaschädliches Verhalten teurer machen würden, so hätten wir immer noch das Gefühl, eine Wahl zu haben und eigene Entscheidungen treffen zu können, so der Psychologe.
Sinnvoll für Klimaschutz: Kombination von Verbot und Anreiz
In Bezug auf den Klimaschutz hält Gerhard Reese eine Kombination aus Anreizen und Verboten für die beste Lösung. Zum Beispiel könnten wir darüber nachdenken, schlägt er vor, Bus- und Bahnfahren zuverlässiger und günstiger zu gestalten und gleichzeitig eine Pro-Kopf-Co2-Obergrenze fürs Fliegen einzuführen. Dann allerdings wäre eine Reise nach New York vielleicht nur noch alle sechs Jahre möglich.
"Man könnte ja überlegen, dass pro Person vielleicht eine halbe Tonne bis Tonne CO2 für Fliegerei pro Jahr im Schnitt ausgegeben werden darf."
Was außerdem noch förderlich sei für mehr Klimaschutz: Wenn wir uns als Teil einer Bewegung verstehen, einer größeren sozialen Gruppe, die sich bewusst entscheidet, Dinge zu verändern. Dadurch würden wir uns besser fühlen und noch bereitwilliger zum Umweltschutz beitragen. Dabei spiele unser Belohnungssystem und die Endorphinausschüttung eine große Rolle, so der Psychologe.
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