In unserem Nachbarland sollen in Zukunft mehr Menschen ihre kaputten Klamotten und Schuhe reparieren lassen. Sie werden dafür mit dem Reparaturbonus belohnt. Die Regierung hofft, dass so weniger Kleidung im Müll landet.

In Frankreich werden pro Jahr etwa 700.000 Tonnen Kleidung weggeworfen. Geht es nach der französischen Regierung, soll sich das ändern. Dabei helfen soll der Reparaturbonus, der jetzt eingeführt wurde – also ein Zuschuss für alle, die kaputte Kleidung und Schuhe reparieren lassen. Damit sollen Verbraucher*innen auch dazu gebracht werden, weniger Fast Fashion, also Billigkleidung, zu kaufen, sondern lieber hochwertigere Teile.

6 bis 25 Euro Bonus für Jacke oder Schuhe

Die Höhe des Bonus ist abhängig davon, was repariert wird. Mindestens sechs und höchstens 25 Euro gibt der französische Staat dazu, je nachdem, wie aufwändig die Reparatur ist. Ausbessern lassen kann man zum Beispiel das Innenfutter einer Jacke. Oder aber die Sohle eines durchgelatschten Schuhs wird ausgetauscht. Den Bonus bekommt man direkt bei Schneider*in oder Schuster*in, das Geld wird von der Rechnung abgezogen.

Keine Unterwäsche oder Leder- und Pelzklamotten

Allerdings muss die Reparatur insgesamt mindestens zwölf Euro kosten. Und: Der Bonus darf 60 Prozent der Reparaturkosten nicht überschreiten. Außerdem gibt es einige Klamotten, die von dem Bonus ausgeschlossen sind: Unterwäsche, Lederwaren und Pelzkleidung.

Problem: Viele Reparaturbetriebe wissen nichts vom Bonusprogramm

Allerdings klappt das Ganze nur, wenn Schneider*in und Schuster*in sich für dieses Bonusprogramm auch angemeldet haben. Viele wissen davon aber noch nichts, berichtet unsere Korrespondentin Christiane Kaess aus Paris. Die Hürden, um sich für das Programm anzumelden, sind niedrig. Die Betriebe müssen sich dafür lediglich online registrieren – kostenlos.

Geld kommt aus Fonds von Textil- und Schuhproduzenten

Den ausgezahlten Bonus bekommen sie am Ende des Monats erstattet – und zwar vom Unternehmen Refashion, über das der ganze Prozess abgewickelt wird. Das Geld kommt aus einem Fonds, in den Textil- und Schuhproduzenten bisher rund 150 Millionen Euro eingezahlt haben.

Das Ganze ist auch im Interesse der Betriebe, denn wenn die Reparatur billiger ist, lassen natürlich auch mehr Kund*innen etwas reparieren, erklärt Christiane Kaess. Wer etwas reparieren lassen will und nach Betrieben sucht, die bei Refashion mitmachen, kann auf der Website nach Unternehmen suchen.

"Auf der Website von Refashion lässt sich einsehen, welcher Schneider oder Schuster in der Nähe bei dem Bonusprogramm angemeldet ist."
Christiane Kaess, Deutschlandradio-Korrespondentin in Paris

In Frankreich gibt es ein ähnliches Bonusprogramm wie jetzt für Textilien und Schuhe auch schon eine Weile für Elektrogeräte. Es war Ende 2022 gestartet. Im Frühjahr 2023 hat die französische Verbraucherorganisation CLCV eine erste Bilanz gezogen, die allerdings eher durchwachsen ausfiel.

Bonusprogramm für Elektrogeräte: Nicht gut gestartet

Etwa drei Monate nach Start des Programms waren es gerade Mal gut 20.000 Reparaturen, die von dem Bonus Gebrauch gemacht haben. Als Grund nannte die Verbraucherorganisation, dass es in vielen Departements keine Unternehmen gibt, die an dem Bonusprogramm teilnehmen.

"Das braucht anscheinend noch mehr Zeit, bis sich das etabliert. Der Grund scheint auch in der Inflation und den höheren Preisen zu liegen. Deshalb ist eine Reparatur, trotz dieses Zuschusses, nicht rentabel."
Christiane Kaess, Deutschlandradio-Korrespondentin in Paris

Immerhin: Laut der Verbraucherorganisation haben die Verbraucher*innen ihre Rechnung dank des Bonus um gut 20 Prozent drücken können. Trotzdem sei der Service im Alltag der Französinnen und Franzosen noch nicht komplett angekommen, so unsere Korrespondentin.

Bonus gilt für breite Palette an Elektrogeräten

Dabei gibt es den Bonus für viele unterschiedliche elektrische Geräte: Vom Staubsauger über den Kühlschrank, bis hin zum E-Rad oder dem E-Roller. Damit in Zukunft noch mehr Menschen in Frankreich dieses Bonusprogramm nutzen, will die Regierung nachbessern.

Umweltminister Christoph Béchu hat angekündigt, dass es ab Januar 2024 günstiger sein soll, Smartphones reparieren zu lassen, deren Bildschirm kaputt ist: Für alle, die so eine Reparatur durchführen lassen, soll es künftig einen Umweltbonus von 25 Euro geben.

Reparatur von Smartphonebildschirmen soll Bonusprogramm ankurbeln

Der war bisher nicht Teil des Bonusprogramms, könnte diesem aber einen größeren Zulauf bringen. Kaputte Bildschirme sind nämlich der häufigste Grund, warum Smartphones repariert werden. Nach Angaben des Umweltministeriums werden in Frankreich jedes Jahr 15 Millionen Smartphones verkauft und nur 1,5 Millionen werden jährlich repariert.

Außerdem soll es noch mehr Elektrogeräte geben, die in die Liste für das Bonusprogramm aufgenommen werden.

Was das Programm für Kleidung und Schuhe betrifft, das jetzt gestartet ist, will die Regierung erst Mal abwarten, wie sich das Ganze entwickelt. Bisher haben sich rund 600 Reparaturbetriebe angemeldet. Das Ziel: Bis 2025 sollen 1500 Betriebe auf der Liste stehen.

Shownotes
Kampf gegen Wegwerfmode
Frankreich: Reparaturbonus für Klamotten und Schuhe
vom 08. November 2023
Moderator: 
Christoph Sterz
Gesprächspartnerin: 
Christiane Kaess, Deutschlandradio-Korrespondentin in Paris