Minus 48 Grad, völlig eingeschneit und keine Menschenseele drumherum. Carmen Rohrbach hat in einem Blockhaus in Kanada in den Rocky Mountains überwintert. Knapp drei Monate lang war sie umgeben von Schnee, Bergen und Tieren – und sonst komplett auf sich alleine gestellt.

Carmen Rohrbach ist Biologin und liebt die Extreme. Bei extremer Kälte fühlt sie sich genauso wohl wie bei extremer Hitze. Schon seit ihrer Kindheit träumt sie davon, einen Winter in einem eingeschneiten Blockhaus zu verbringen.

Auf diese Idee ist sie gekommen, weil sie leidenschaftlich gerne Abenteuerbücher gelesen hat. Passend zu ihrer Leidenschaft für Expeditionen, entscheidet sie sich, Biologin zu werden. Viele Reisen folgen: Sie lebt für ein Jahr auf den Galapagosinseln, um Tiere zu beobachten, und verbringt während anderer Expeditionen auch einige Zeit in der Wüste.

"Ich hatte den Traum schon fast aufgegeben, denn ich dachte: So eine Hütte, wenn es sie gibt, wie soll ich die überhaupt finden?"
Carmen Rohrbach, Biologin
Carmen Rohrbach in Kanada
© Carmen Rohrbach
Nicht nur zum Heizen, auch für den Abwasch benötigt Carmen Rohrbach Feuerholz.

Irgendwann hat sie ihren Traum, für eine gewisse Zeit alleine in einer eingeschneiten Blockhütte zu leben, schon fast aufgegeben. Carmen Rohrbach glaubt, dass es unmöglich ist, eine Hütte, die abseits von jeglicher Zivilisation in der Wildnis liegt, überhaupt zu finden. Durch das Buch des französischen Abenteurers Nicolas Vanier wird sie schließlich auf dessen Blockhaus aufmerksam, das er selbst erbaut hat, um einen Sommer mit seiner Familie in Kanada zu verbringen.

Unter minus 40 Grad kalt: Das Wasserloch im Eis friert wieder zu

Carmen Rohrbach war es wichtig, dass die Hütte tatsächlich mitten in der Wildnis liegt und keine Straße dorthin führt. Die Provinzhauptstadt Prince George liegt 500 Kilometer entfernt. Ein kleines Flugzeug bringt Carmen zu ihrer Hütte, in der sie drei Monate lebt. Alle Lebensmittel wie Kartoffeln, Milchpulver und Bohnen hat sie dabei.

Nur Wasser und Holz sammelt sie vor Ort. Ihre Hütte liegt an einem See in einem Tal in den Rocky Mountains – umgeben von 3000 Meter hohen, schneebedeckten Bergen. Bei einer Temperatur von unter minus 40 Grad ist auch der See zugefroren. Carmen muss immer wieder ein Loch ins Eis schlagen, um an Wasser zu kommen.

Carmen Rohrbach in Kanada.
© Carmen Rohrbach
Perfekte Idylle in der kanadischen Wildnis.
"Ich habe es genossen, auch mal nicht so unter Zeitdruck zu stehen, sondern einfach zu schauen, wie die Sonne aufgeht oder wie sie untergeht."
Carmen Rohrbach, Biologin

Expeditionen mit Schneeschuhen und Langlaufskiern

Noch bevor Carmen Rohrbach morgens frühstückt, begibt sie sich auf Entdeckungstouren mit ihren geflochtenen Schneeschuhen und ihren Langlaufskiern. Bei ihren Expeditionen beobachtet sie Weißkopfseeadler, Elche, Vielfraße, Schneeschuhhasen und Schneehühner.

Eine Blockhütte in Kanada.
© Carmen Rohrbach
Gelegentlich bekommt die Biologin Carmen Rohrbach Besuch von zwei Eichhörnchen.

Mit zwei Büchern überwintern

Carmen Rohrbach hat nur das Notwendigste dabei: zwei Bücher – eines in englischer Sprache und eines auf Spanisch. Sie liest die Bücher nicht einfach nur, weil sie dann viel zu schnell damit fertig wäre, sondern übersetzt beide. Außerdem hält sie täglich ihre Gedanken in einem Tagebuch fest.

So verbringt sie die Winterabende in ihrer kleinen Blockhütte, die sie mit einem Ofen beheizt. Mit dem Beobachten von Tieren oder dem Haushalt und den Übersetzungen vergeht die Zeit sehr schnell.. Selbst einfache Tätigkeiten nehmen viel mehr Zeit in Anspruch, weil sie für den Abwasch Holz holen, zerkleinern und das Wasser kochen muss – Etwas Abwechslung bringen die zwei Eichhörnchen, die Carmen ab und zu besuchen und denen sie vetwas Futter bereit legt.

Zu wenig Lebenszeit, um zu lange zu verweilen

Carmen wäre gerne länger als drei Monate in ihrer Holzhütte geblieben, aber weil sie noch viele Orte entdecken will, reicht ihre Lebenszeit nicht dafür, um mehr Zeit in der kanadischen Wildnis zu verbringen, sagt die Biologin. Die Rückkehr in die Zivilisation ist jedes Mal eine Herausforderung, sagt Carmen Rohrbach, aber inzwischen hat sie sich an den Wechsel gewöhnt und weiß die Vorteile des Stadtlebens auch zu schätzen.

Rocky Mountains in Kanada.
© Carmen Rohrbach
Majestätische Berge liegen ringsum die kleine kanadische Blockhütte, in der Carmen Rohrbach drei Monate überwintert hat.
Shownotes
Carmen überwintert in der kanadischen Wildnis
"Ich wollte diese Härte der Natur mal hautnah erleben"
vom 25. Januar 2020
Moderatorin: 
Anna Kohn
Gesprächspartnerin: 
Carmen Rohrbach, Biologin und Travelerin