Der Landwirt Toni ist zum Entschluss gekommen, dass seine Kühe weder Milch noch Fleisch geben müssen. Sie dürfen einfach nur sein.
Der Schweizer Landwirt Toni Kathriner hat früher Kühe gehalten zur Milch- und Fleischproduktion. Dann hat er sich und sein Leben und seinen Betrieb verändert. Die Kühe, die jetzt noch bei ihm leben, sterben irgendwann eines natürlichen Todes. Und Milch geben müssen sie auch nicht mehr. Was wiederum bedeutet, dass die Kälber nach der Geburt bei ihrer Mutter bleiben können.
Toni sagt, alles begann, als er anfing, sich selbst essenzielle Fragen zu stellen nach dem Sinn des Lebens und dem eigenen Platz in der Welt: "Hat das alles einen höheren Sinn oder geht es darum, das größte Auto oder den größten Traktor zu haben?"
Toni ist überzeugt, dass ihn das Nachdenken und die Reflexion über sich selbst feinfühliger gemacht haben. Und dass er erst deshalb Dinge wahrgenommen hat, die er vorher nicht sehen wollte - besonders das Leiden der Mutter, wenn man ihr nach jeder Geburt das Kalb wegnimmt.
"Für eine Tiermutter ist es das gleiche wie für eine Menschenmutter, wenn man ihr das Kind wegnimmt."
Den Trennungsschmerz wollte Toni und seine Kollegen auf dem Hof den Müttern nicht mehr zufügen. Sie haben daraufhin den Milchbetrieb eingestellt. Die Kälber durften nach der Geburt bei der Mutter bleiben, konnten Muttermilch trinken - und wurden mit zehn Monaten geschlachtet. Da war die Mutter schon wieder trächtig. Toni sagt: "Mit dieser Veränderung sind wir vom Regen in die Traufe gekommen."
Der Veränderungsprozess ging weiter. Tonis Betrieb wollte auch das Schlachten der Kälber nicht mehr. Also fiel irgendwann von einem Tag auf den anderen der Entschluss: Damit hören wir auf. Und plötzlich leben also all die Kühe, die teilweise noch trächtig waren, bei Toni - und zwar ohne, dass sie Milch geben und ohne, dass sie für die Schlachtung vorgesehen sind.
Für manche sucht er gerade eine Bleibe, weil er nicht genügend Platz hat für alle. Fest steht: Sie sollen nicht geschlachtet werden.
"Wenn man sich im Leben entscheidet, einen Schritt zu tun, ohne schon eine perfekte Lösung parat zu haben, dann gehen plötzlich die Türen auf."
Inzwischen betreibt Toni sozusagen einen veganen Bauernhof. Das ist so besonders nicht, es gibt schließlich viele Betriebe auf der ganzen Welt, die ausschließlich Ackerbau betreiben und keine Tiere halten. Doch sich von heute auf morgen von der Nutztierhaltung zu verabschieden, ist tatsächlich ein ungewöhnlicher Schritt. Toni empfindet das als ermutigende Erfahrung: "Wenn man etwas wirklich will, dann geht das auch."
Deshalb hat Toni auch eher wenig Verständnis für die Fragen nach dem Geld und danach, was die anderen über sein Tun denken: "Wenn ich etwas aus Liebe und mit reinem Herzen mache, dann klappt das auch finanziell."