Forschende aus Frankreich haben eine KI entwickelt, die anhand der Stimme die Schlafqualität der letzten Nacht erkennen können soll. Bisher hält sich ihre Auskunft aber in Grenzen.

Wie wir geschlafen oder was wir geträumt haben, lässt sich oft schon nach wenigen Minuten am Morgen nicht mehr so richtig beantworten. Forschenden aus Frankreich haben eine Künstliche Intelligenz (KI) entwickelt, die anhand der Stimme helfen soll, die Schlafqualität zu beurteilen. Ein interessanter Ansatz, findet unsere Schlafexpertin Christine Blume. Doch nicht alles was KI kann, ist auch unbedingt sinnvoll.

Ausgeschlafen oder nicht: Die Stimme verrät es

Die Stimme verrät, ob wir zu wenig geschlafen haben, denn dann ändert sich Klangfarbe und eventuell Sprachmelodie. Die Forschenden nehmen an, dass das auf Entzündungsprozesse in der Nase und im Rachen zurückzuführen ist, die durch zu wenig Schlaf begünstigt werden.

Langsames Sprechen oder Wortfindungsstörungen können auf Konzentrationsprobleme hindeuten, die ebenfalls von zu wenig Schlaf herrühren.

"Schwierig wird es für die KI vermutlich, wenn jemand erkältet ist oder auf einem Rockkonzert war und heiser ist. Es gibt ja noch sehr viel mehr Faktoren als nur den Schlaf, die auf die Stimme wirken."
Christine Blume, Schlafforscherin

22 Frauen sollten aus einem Roman vorlesen, nachdem sie entweder ausgeschlafen waren oder nur drei Stunden geschlafen hatten. Mit den Daten wurde die KI gefüttert. In acht von zehn Fällen hat die KI erkannt, wie ausgeschlafen oder nicht die Probandinnen waren. Zufällig würde die KI in fünf von zehn Fällen richtig liegen, so die Forschenden.

Doch richtig überzeugend findet unsere Schlafexpertin die Ergebnisse nicht, denn drei Stunden Schlaf sind nicht ausreichend. Das wissen wir auch ohne KI. Außerdem wirken noch viele andere Faktoren auf den Klang unserer Stimme ein. Interessanter wäre es aus ihrer Sicht, wenn die KI feinere Unterschiede erkennen könnte.

"Ich nutze KI, die mir anhand der Daten meiner Patient*innen sagen kann, in welchem Schlafstadium jemand zu einem bestimmten Zeitpunkt war."
Christine Blume, Schlafforscherin

KI wird in der Schlafforschung grundsätzlich schon seit Jahrzehnten verwendet – wenn auch in etwas simpleren Formen. Dabei werden etwa Gehirnwellen-Daten, die Herzaktivität oder Bewegungsdaten in ein Computerprogramm eingegeben und benannt, ob sie von einer wachen oder einer schlafenden Person stammen. So soll die KI lernen, durch welche Merkmale sich Wachsein und Schlaf unterscheiden.

Auch Christine Blume verwendet in ihrem Schlaflabor KI. Sie kann ihr helfen zu erkennen, in welcher Schlafphase ihre Patient*innen zu einem bestimmten Zeitpunkt waren: Leichtschlaf, Tiefschlaf oder REM-Phase. Ohne die KI wäre das mehrere Stunden Arbeit.

Shownotes
Ausgeschlafen?
Mit KI mehr über den eigenen Schlaf herausfinden
vom 22. April 2023
Gesprächspartnerin: 
Christine Blume, Schlafforscherin