Googles KI-Anwendungen haben bisher nicht den Weg in die Öffentlichkeit gefunden. Gestern Abend hat sich das geändert: Google hat seine Software Bard präsentiert, deren Wissen bis in die Gegenwart reicht.

Als das Unternehmen OpenAI im November 2022 den KI-Chatbot ChatGPT ("Generative Pre-trained Transformer") veröffentlichte, schrillten im Hause Google die Alarmsirenen: Alarmstufe Rot für das eigenen Geschäft. Jetzt hat Sundar Pichai, CEO der Google-Dachgesellschaft Alphabet, in einem Blog-Beitrag Bard vorgestellt.

"Google will da ansetzen, wo eine aktuelle Schwachstelle von ChatGPT liegt: bei den aktuellen Informationen. Das Wissen von ChatGPT endet im Jahr 2021."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Das Wissen von ChatGPT endet im Jahr 2021 – auf die Frage, wer deutscher Regierungschef ist, kommt die Antwort: Angela Merkel. Diese Schwachstelle will Google mit Bard schließen, das KI-Tool kennt auch die Gegenwart. Google hat jeden Tag Milliarden Nutzende, die Informationen in die Datenbanken einspeisen und abrufen. Bard wird also wohl sehr aktuelle Informationen liefern können, berichtet Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter Andreas Noll.

Infos verständlich präsentiert

Außerdem sollen die Infos auch anders aufbereitet werden als bei ChatGPT in seiner aktuellen Form. Man wolle komplexe Informationen "in leicht verständliche Formate übersetzen, so dass wir schnell das große Ganze verstehen und mehr aus dem Web lernen können", schreibt Google-Chef Sundar Pichai.

Als Beispiel wird in dem Blogpost die Frage einer Mutter genannt, wie sie ihrem neunjährigen Sohn die neuen Entdeckungen des James-Webb-Teleskops erklären kann. Und Bard listet dann – übersichtlich und "pädagogisch wertvoll" aufgebaut – in drei Spiegelstrichen die wichtigsten Ergebnisse auf: die neuesten Entdeckungen des Teleskops aus dem Jahr 2023, die grundsätzliche Funktionsweise des Teleskops und die Besonderheit speziell dieses Geräts.

"Die Verbindung der KI Bard und der Google-Suche ist sicher ein zentraler Aspekt."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Auch bei Fragen, bei denen es keine sachlich eindeutige Antwort gibt, scheint Bard gut aufgestellt zu sein. Die Frage, ob man leichter Gitarre oder Klavier lernen könne und wie lange das dauere, hängt zum Beispiel von der Perspektive ab – es gibt da ganz unterschiedliche Erfahrungen. Bard fasst diese unterschiedlichen Perspektiven zusammen und ergänzt sie mit entsprechenden Links der Google-Suche, zum Beispiel zu einem Blog, wo jemand über seine Erfahrungen beim Instrumentenlernen berichtet. Die Verbindung KI und Suche ist also offenbar ein zentraler Aspekt, sagt Andreas Noll.

Konkurrenz: Microsoft / OpenAI

Microsoft hat mehrere Milliarden US-Dollar in die ChatGPT-Firma OpenAI investiert – und will ebenfalls KI mit Suchergebnissen verbinden. ChatGPT soll in Microsofts Suchmaschine Bing integriert werden – außerdem in Teams, Office und andere Programme. Wie das bei Bing aussieht, konnten einige User*innen am Wochenende sehen und testen. Demnach wird die bisherige kleine Suchleiste durch eine Textbox ersetzt, die bis zu 1000 Zeichen fasst. So sollen wir der Suchmaschine präzisere Fragen und Anweisungen übermitteln können.

"Die Auflistung der Quellen bei ChatGPT-Bing ist ein Fortschritt in Sachen Transparenz."
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter

Ein Beispiel könnte zum Beispiel eine komplexe Reiseroute sein. Eine Besonderheit: Die KI-Variante von Bing benennt auch die Quellen, aus denen ChatGPT seine Informationen bezieht. Das erscheint durchaus sinnvoll, saght unser Netzreporter – denn das KI-Tool kann nicht nur beeindruckende Aufsätze generieren, sondern auch viel Quatsch verzapfen.

Wer ist schneller?

Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Microsoft will am Abend des 7. Februar 2023 eine große Präsentation machen, um Einzelheiten bekanntzugeben. Vermutlich wird dann bald ein größerer Kreis an Tester*innen auf die Chatbot-unterstützte Microsoft-Suchmaschine zugreifen können.

Und auch Google hat mit dem jüngsten Blog-Post bekanntgegeben, dass ab jetzt vertrauenswürdige externe Tester*innen Bard nutzen könnten – und in einigen Wochen dann alle Interessierten. Die Google-Präsentation ist für den 8. Februar 2023 angekündigt. Die Bard-Schnittstelle kann von Programmierern ab dem kommenden Monat genutzt werden.

Man kann also davon ausgehen, dass die Systeme spätestens im Frühling verfügbar sind – zumal Baidu, die dominierende Suchmaschine in China, für März ebenfalls ein KI-Tool angekündigt hat.

Shownotes
KI-Software
Konkurrenz für ChatGPT: Google stellt Bard vor
vom 07. Februar 2023
Moderation: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Andreas Noll, Deutschlandfunk-Nova-Netzreporter