Kim Jong Nam, der Halbbruder des koreanischen Machthabers Kim Jong Un, ist vermutlich vergangene Woche in Malaysia vergiftet worden. Womit? Wir haben mit dem Toxikologen Ralf Stahlmann drüber gesprochen.
Ein Mann am Flughafen von Kuala Lumpur in Malaysia. Auf einem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie eine Frau ihm ins Gesicht fasst. Kurz darauf bricht der Mann zusammen und stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Bei dem Toten soll es sich um Kim Jong Nam handeln, den Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un. Zwischen Malaysia und Nordkorea ist es deswegen zu diplomatischen Verstimmungen gekommen. Die Frau, die Kim Jong Nam, das Gift ins Gesicht geschmiert haben soll, sagte aus, sie sei instruiert worden und habe nicht gewusst, was sie da tue. Vielmehr habe sie geglaubt, sie nehme an einer Art Versteckte-Kamera-TV-Sendung teil.
Der Toxikologe Ralf Stahlmann hat die Berichterstattung im Fall Kim Jong Nam beobachtet. Das Gift muss bei dem kurzen Kontakt irgendwie in den Körper des Opfers gelangt sein, um tödlich zu wirken. Das wiederum bedeutet, dass auch die Kontaktperson in Gefahr gestanden haben muss, an den Folgen des Gifts zu sterben.
"Chemische Kampfstoffe wie Sarin, Tabun und VX können schon bei geringen Mengen zum Tode führen. Sie penetrieren in den Körper des Menschen durch Inhalation oder durch die Haut."
Gifte sind nur schwer nachzuweisen
Chemische Kampfstoffe greifen direkt ins Nervensystem des Menschen ein, sagt Ralf Stahlmann. Je nach Dosis führen sie innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen zum Tod. Leicht nachzuweisen seien solche tödlichen Gifte nicht. "Solange man keinen Anhaltspunkt hat, wonach man sucht, ist es wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen." Im Fall von Kim Jong Nam gibt es offenbar kaum Hinweise auf die genauen Symptome, sagt Ralf Stahlmann. Darum sei es schwer zu mutmaßen, womit genau er vergiftet worden sein kann.
Die meisten Gifte kommen übrigens aus der Natur, sagt Ralf Stahlmann. "Das sind Produkte des Bakterien- oder Pflanzenstoffwechsels. Da gibt es viele Stoffe, die in geringen Mengen schon sehr toxisch sein können." Hinzu kommen die synthetisch entwickelten Organophosphate wie Sarin, Tabun oder VX, die ursprünglich zur Insektenabwehr hergestellt worden sind und später zur chemischen Kriegsführung genutzt wurden.