Der Modehersteller Uniqlo sponsert Roger Federer mit 300 Millionen Dollar. Modehersteller? Uniqlo macht eigentlich das Gegenteil. Wir haben mit einem Experten gesprochen, der sich mit der Firma auskennt.

In den vergangenen Jahren ist der japanische Bekleidungseinzelhändler Uniqlo durch rasantes Wachstum aufgefallen. Der Mutterkonzern Fast Retailing machte 2017 fast 17,3 Milliarden Dollar Umsatz. Das ist weltweit Platz drei hinter Zara und H&M.

Darüber haben wir mit dem Journalisten Hannes Grassegger gesprochen. Er ist Ökonom und kennt sich in der Bekleidungsindustrie aus. Er hat das Hauptquartier von Uniqlo auf Einladung des Unternehmens hin schon einmal besucht.

Die Produktpalette von Uniqlo unterscheidet sich grundlegend von anderen Bekleidungsketten, denn das Unternehmen vermarktet seine Kleidung als Basics, also Sachen, die sich nicht nach der Saison richten – eigentlich also das Gegenteil von Fashion und das Gegenteil von Mode.

Hannes sagt, dass die Marke eigentlich hinter der Funktionalität ihrer Produkte verschwinden wolle. Er vergleicht die Uniqlo-Kleidung mit Ikea-Möbeln. Das Branding von Uniqlo sei auf den Produkten unsichtbar. Die Hosen und Shirts sind nicht mit dem Markenlogo gekennzeichnet. Bei Roger Federer, dem Werbeträger, ist das etwas anderes.

Trotzdem ist Uniqlo zu einer Marke geworden. Rund 80 Prozent der Japaner haben Stücke von der Firma im Kleiderschrank. Die Marke erfüllt japanische Qualitätsansprüche, bewegt sich preislich aber im Billigsegment des Kleidungsmarktes. Produziert wird in Billiglohnländern. Im Unterschied zu H&M arbeitet Uniqlo allerdings langfristig mit Produzenten zusammen. Die Produktion schirmt das Unternehmen allerdings sorgfältig ab. Darüber ist kaum etwas bekannt und so auch eine konkrete  Kritik kaum möglich.

"Was Uniqlo eigentlich ausmacht, ist dass es keine Fashion ist. Die machen Basics und sehen Kleider als etwas, das sich ganz langsam anhand der Nachfrage entwickelt."
Hannes Grassegger, Journalist und Ökonom

Hannes nennt ein Beispiel: Ein blaues Button-Down-Hemd für Männer verkauft sich nach der Einführung gut. Dann kommt von Kundenseite der Wunsch nach einem schmaleren Schnitt. Das Unternehmen reagiere auf Kundenwünsche und lege dann in der Tat eine schmalere Variante des Hemds auf. Dadurch bieten die Uniqlo-Shops eine kleinere Auswahl im Vergleich zu anderen Fast-Fashion-Ketten.

"Diese irrsinnige Produktvariation, die wir in vielen anderen Fast-Fashion-Bereichen haben, wo es eigentlich keine Linie gibt, die gibt es bei Uniqlo nicht."
Hannes Grassegger, Journalist und Ökonom

Mehr zum Thema Produktion und Verkauf von Kleidung bei Deutschlandfunk Nova:

Shownotes
Kleidungshersteller Uniqlo
Das Gegenteil von Fashion
vom 13. Juli 2018
Moderator: 
Thilo Jahn
Gesprächspartner: 
Hannes Grassegger, Ökonom, Journalist und Autor