Wir spenden Kleidung und in Kenia wird sie verkauft - kein schlechtes Geschäft. Unsere Korrespondentin hat den dortigen Secondhandmarkt besucht.
Die Menschen möchten keine traditionelle Kleidung tragen
Fast die Hälfte der kenianischen Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Daher sind sie auf günstige Kleidung angewiesen. Unsere Reporterin in Ost- und Zentralafrika, Linda Staude, war auf einem Secondhandmarkt in Kenia unterwegs.
Den Menschen bleibt nur die Wahl zwischen Secondhandklamotten aus den USA und Europa und billiger Neuware aus China. Aufgrund der mangelnden Qualität sind die Klamotten aus Asien aber nicht so beliebt, wie Kleidung aus Europa und den USA, berichtet Linda.
"I think that most of these ones are even better quality than the ones that come from China."
Die Importzölle, die manche afrikanischen Länder den exportierenden Nationen auferlegen, haben das Ziel, dass die Einheimischen mehr traditionelle, afrikanische Kleidung tragen.
Allerdings kommt das nicht gut an - vor allem nicht in großen Städten wie Nairobi. Das wäre, als würde man von Deutschen verlangen, Dirndl und Lederhosen zu tragen, meint Linda.
"When I walk around town, I will see like a hundred people wearing the same clothes. So I prefer second hand clothes - they are very fashionable and unique."
Ein weiteres Argument für die Schutzzölle ist, dass dadurch die einheimische Textilindustrie gestärkt wird. Unsere Korrespondentin Linda ist allerdings überzeugt, dass diese Maßnahme jetzt nicht mehr hilft. Schutzzölle wären vor ein paar Jahrzehnten möglicherweise ein guter Weg gewesen.
Damals gab es in Kenia nämlich eine halbe Million Textilarbeiter - heute sind es 20.000. Demgegenüber stehen 200.000 Beschäftigte in der Mitumba-Branche. Sie leben von dem Geschäft mit Secondhandkleidern, so Linda weiter. Somit ist der Mitumba-Handel der weitaus wichtigere Wirtschaftsfaktor geworden.
Ein Blick auf andere afrikanische Märkte
Ruanda wollte sich gegen die Einfuhr von Secondhandware aus den USA wehren und hat diese mit Strafzöllen belegt. Daraufhin haben die USA im März 2018 ihrerseits Ruanda eine Frist von 60 Tagen eingeräumt, um die Strafzölle wieder aufzuheben. Ansonsten drohen die USA damit, Ruanda mit Strafzöllen für Exportware zu belegen.
Ruanda möchte die Importe von Secondhandkleidung verringern, da sie in der Vergangenheit einheimische Textilprodukte vom Markt drängten. Zum Vergleich kann man sich die Zahlen der Textilindustrie in Ghana und Kenia ansehen: Die Liberalisierung des Marktes in den 1980ern führte beispielsweise in Ghana dazu, dass die Zahl der Beschäftigten in der Textilbranche stark gesunken ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die 2006 im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellt wurde.
Waren 1977 noch 25.000 Arbeitnehmer dort beschäftigt, verringerte sich die Zahl auf 5000 im Jahr 2000.
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