Bald kommt der Winter und dann kann das Draußensitzen in Restaurants wirklich unangenehm werden. Heizpilze sollen deshalb in einigen Städten erlaubt werden. Wir werfen einen Blick auf ihre Klimabilanz.
Nach vielen und langen Debatten steht mittlerweile fest: Egal, ob in Berlin, Köln, München oder Frankfurt - bis zum Frühjahr 2021 sollen Heizpilze in den Außenanlagen von Restaurants und Gaststätten erstmals seit über zehn Jahren wieder erlaubt sein. Auch der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter hatte sich für eine Erlaubnis ausgesprochen, wenn das dazu beitrage, dass die Gastrobranche nicht pleite gehe.
Der Grund für die Debatte um Heizpilze: Ihre bedenkliche Klimabilanz. Vor elf Jahren hat das Umweltbundesamt (UBA) in einer Studie die Klimaschädlichkeit der Geräte untersucht, woraufhin die meisten Kommunen in Deutschland sie verboten haben. Jens Schuberth, Energieexperte des UBA war damals an der Studie beteiligt. Er zeigt Verständnis für die Nutzung der Heizpilze – sofern sie nach der Pandiemie auch wieder abgeschafft werden.
"Wir sollten dann nur schauen, dass, wenn wir die Pandemie eines Tages überstanden haben, auch die Heizstrahler wieder abgebaut werden und nicht dauerhaft betrieben werden."
60 Gramm pro Quadratmeter und Stunde
Laut den aktualisierten UBA-Zahlen verursacht ein gasbetriebener Heizpilz, der eine Stunde lang einen Quadratmeter Außenfläche beheizt, 60 Gramm CO2.
Die Süddeutsche Zeitung bezieht sich bei ihrer Beispielrechnung auf die Berechnungen des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). Angenommen ein handelsüblicher Propangas-Heizpilz mit acht Kilowatt Heizleistung bläst rund 2,2 Kilogramm CO2-Äquivalente pro Stunde in die Luft, und nimmt man weiter an, dass jeder zehnte von den rund 20.000 gastronomische Betriebe in Berlin - eine Zahl aus 2019 - Heizpilze nutzt und damit 20 Winterwochen lang mit zwei Heizpilzen 20 Stunden in der Woche den Außenbereich beheizt, dann käme man laut KIT auf 3520 Tonnen CO2 und CO2-Äquivalente – in einem ganzen Winter. Als CO2-Äquivalente werden Treibhausgase wie Methan oder Lachgas bezeichnet.
Ist das nun viel oder wenig? Der Berliner Verkehr sorgt für schätzungsweise 14.000 Tonnen CO2-Emissionen täglich - da erscheint die Belastung durch Heizpilze im Vergleich gering, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs. Um die Heizpilze in diesem Winter zu kompensieren, gibt es den Vorschlag eines oder mehrerer autofreier Sonntage.
Elektrostrahler machen nicht den Unterschied
Eine anderer Gedanke: Elekotrostrahler. Die hat beispielsweise der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf empfohlen, mit dem Hinweis, dass sie emissionsärmer seien. Jens Schubert sieht das anders. Seiner Meinung nach sind Elektroheizstrahler und Gasheizstrahler in Bezug etwa gleich klimaschädlich.
"Wenn man das auf die beheizbare Fläche bezieht und Elektroheizstrahler und Gasheizstrahler miteinander vergleicht, liegen die beiden auf gleicher Größenordnung."
Ob man Elektrostrahler oder Gasheizstrahler benutzt – das macht also keinen Unterschied. Und Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Grit Eggerichs meint: Wenn es dazu führe, dass wir uns weiterhin sicher treffen können und uns nicht total isolieren, dann sei das für einen Winter verkraftbar.