Klimafreundlich und bequem: Wer mit dem Nachtzug reist, kann nachts schlafen und morgens in einer anderen Stadt oder einem anderen Land aufwachen. Die Deutsche Bahn hat ihr Angebot vor Jahren eingestellt, doch die Nachfrage steigt wieder.

Nach Tschechien, nach Italien oder in die Schweiz bequem mit dem Nachtzug reisen – bis 2016 war das auch mit der Deutschen Bahn möglich. Doch laut eigenen Angaben hat der Konzern jährlich 30 Millionen Euro Verlust dadurch gemacht.

ÖBB haben Hälfte der Nachtzug-Strecken der DB übernommen

Trotzdem gibt es noch viele Möglichkeiten, mit dem Nachtzug durch Europa zu reisen. Über die DB-Inernetseite können etwa die Nachtzüge der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gebucht werden. Das österreichische DB-Pendant hat damals die Hälfte der Strecken der Deutschen Bahn übernommen.

Mit den ÖBB können wir beispielsweise nach Zürich, Wien, Venedig, Mailand oder Rom im Nachtzug reisen. Auch die kroatische und ungarische Bahn bietet Nachtzüge von Deutschland aus an.

"Ich war ganz positiv überrascht. Und morgens gab es sogar noch ein Frühstück. Ich habe das als sehr entspanntes Reisen empfunden."
Sofie, ist mit dem Nachtzug von Köln nach Wien gefahren

Sofie hat es ausprobiert. Sie wollte von Köln nach Wien reisen, doch sie fand es unnötig, die Strecke zu fliegen. Deshalb hat sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben für den Nachtzug entschieden. Ihr Fazit nach acht Stunden im Zug: Das Reisen über Nacht ist ziemlich bequem – wenn denn die Mitreisenden ebenfalls ruhig und entspannt sind.

Sitzplatz, Liegewagen oder Schlafwagen

Neben den Mitfahrer*innen hängt der Komfort einer Nachzug-Reise aber vor allem mit der Wahl des Sitzplatzes zusammen. In den meisten Fällen können Reisende zwischen reinen Sitzplätzen, einem Platz in einem 4er oder 6er Liegewagen oder einem Platz im Schlafwagen wählen.

Letzteres ist zwar die teuerste Variante, dafür gibt es aber ein richtiges Bett mit maximal drei Betten im Abteil, eine eigene Waschgelegenheit und in manchen Fällen sogar ein eigenes Bad.

"Zugfahren stößt etwa 30-35 Gramm CO2 pro Kilometer aus, Fliegen mindestens 380 Gramm pro Kilometer."
Andreas Knie, Mobilitätsexperte am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung

Fliegen ist zwar oft die schnellere und sogar günstigere Option, doch Zugfahren ist fast zehn Mal klimafreundlicher als den Flieger zu nutzen: Während ein Zug etwa 30-35 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt, sind es beim Flieger mindestens 380 Gramm, erklärt Mobilitätsexperte Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Preislich liegen Tickets für den Nachtzug je nach Kategorie zwischen 70 und 150 Euro. Wer etwa einen Platz im Liegewagen im Nachtzug von München nach Budapest bucht, zahlt vier Wochen vor der Reise etwa 110 Euro.

"Wer mit dem Nachtzug fährt, muss die lange Fahrt als Teil der Reise begreifen – und natürlich kein Problem damit haben, sich das Abteil mit Fremden zu teilen."
Nico Rau, Deutschlandfunk-Nova-Reporter

Die Nachfrage nach Nachtzügen steigt wieder, sagt Andreas Knie. Als einen weiteren Grund neben der Klimaschädlichkeit von Flügen vermutet der Mobilitätsexperte, dass viele Menschen im Flieger ihr Smartphone nicht nutzen können und deshalb lieber im Zug unterwegs sind. Auch Interrail-Reisen erlebe gerade wieder eine Renaissance.

Deutschlandfunk-Nova-Reporter Nico Rau sagt: Wer im Nachtzug unterwegs ist, muss auch diesen Teil schon als Teil seiner Reise begreifen und kein Problem damit haben, möglicherweise mit Fremden im Abteil zu schlafen. Aber wer früh bucht, erwischt oft sogar wahre Schnäppchen!

Shownotes
Klimafreundlich reisen
Das Comeback des Nachtzugs
vom 22. März 2023
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartner: 
Nico Rau, Deutschlandfunk Nova